Digitalis lanatae folium
Droge: Digitalis lanatae folium / Wollige Fingerhutblätter
Pflanze: Digitalis lanata / Wolliger Fingerhut
Familie: Plantaginaceae / Wegerichgewächse
Gruppe: Herzglykosid-Drogen (kardiotone Steroide)
Herkunft: Südosteuropa
- Zweijährige krautige Pflanze, mit Wuchshöhen von bis zu 90 cm
- An den blau-purpurn überhauchten Stängeln trägt sie länglich lanzettliche Blätter
- Blütenstand enthält viele kleine weiße Blüten mit brauner Aderung
- Wollig behaarte Brakteen des Blütenstands (Name!)
Allgemein: Laubblätter sind fast glattrandig, schmal lanzettlich, Ober- und Unterseite sind fast völlig kahl; die Bezeichnung Wolliger Fingerhut stammt von der starken Behaarung des oberen Teils der Sprossachse
Mikroskopie: Mikroskopie: Epidermiszellen sind knotig verdickt → "rosenkranzartig"; wenig Köpfchenhaare
- 1% Glykoside (ca. 60 verschiedene): gute Kristallisierbarkeit, tragen meistens eine Acetylgruppe am weitesten außen gebundenen Zucker
- Aglyka wie bei Digitalis purpurea: Digitoxigenin, Gitoxigenin, Gitaloxigenin, aber im Unterschied dazu sind hier auch Digoxigenine (zusätzliche OH-Gruppe) vorhanden
- Hauptglykoside: Lanatosid A und C
- Primärglykoside A, B und C können enzymatisch in die Sekundärglykoside Acetyldigitoxin, Acetylgitoxin und Acetyldigoxin gespalten werden (durch Alkalibehandlung entstehen die Desacetyl-Verbindungen)
Indikation: Anwendung bei Herzinsuffizienz (NYHA II-IV)
Wirkmechanismus: Hemmung der Na+-/K+-ATPase durch Konkurrenz mit K+ von außen
Nebenwirkungen: Farbensehen, Erbrechen, Verwirrtheit, Bradykardie, AV-Block, Kammerflimmern
- Reine Industriedroge, keine Phytopharmaka
- 1 bis 4 Zucker pro Glykosid, D-Glucose nur terminal
- Wirkung stark abhängig von der K+-Konzentration im Plasma
- CAVE: Sämtliche Pflanzenteile sind hochgiftig; bereits der Verzehr von wenigen Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen!