-
Belastungsinkontinenz
Hallo Frau Dr. Kresser,
welche Wirkstoffe werden bei Dranginkontinenz eingesetzt und welche sind besonders vielversprechend?
Im konkreten geht es um die Beratung einer älteren Dame. Gehen diese Wirkstoffe alle auch für Frauen?
Ich habe bereits gefunden:
- Duloxetin (neu in dieser Indikation)
- Solifenacin
- Darifenacin
- Oxybutinin
- Propiverin
- Tolterodin
- Trospiumchlorid
Vielen Dank
Nicole Vogel
-
Premium-User
Hallo Frau Vogel,
diese Anfrage habe ich für Frau Dr. Kresser übernommen.
Laut ABDA-Datenbank ist zusätzlich zu Ihrer Liste noch Fesoterodin zur Behandlung der Dranginkontinenz zugelassen, das Duloxetin allerdings ist nach meinen Erkenntnissen zur Zeit nur zur Behandlung der Belastungsinkontinenz vorgesehen bzw. zugelassen.
Die aufgeführten zugelassenen Arzneistoffe haben allesamt anticholinerge Nebenwirkungen (Verwirrtheit, Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen, Obstipation, Harnverhalt, etc.), was für die Behandlung einer älteren Dame eher ungeeignet ist. Explizit auf der Priscus-Liste der eher für Patienten über 65 Jahre ungeeigneten Arzneimittel stehen Oxybutynin, Solifenacin und Tolterodin. Als alternative Behandlung wird empfohlen, kurzfristig Trospium einzusetzen oder nichtmedikamentöse Therapien, z.B. Beckenbodengymnastik, Physio- und Verhaltenstherapie.
Einige Ärzte versuchen die Behandlung mit Hormonpräparaten als Vaginalzäpfchen, - creme, - tabletten, die lokal die Durchblutung verbessern und damit die Reaktion der Schließmuskeln um die Harnröhre optimieren. Bei älteren Patientinnen genügt oft schon, das Produkt 2-3x pro Woche anzuwenden.
Eine weitere Methode, die aber sicherlich nicht in jedem Fall in Betracht kommt, ist die Injektion von Botulinumtoxin in die Blasenwand; der Erfolg soll mehrere Monate lang anhalten.
Ein neues Präparat ist der β3-Adrenozeptor-Agonist Mirabegron, der bei Patienten mit überaktiver Blase und/oder Dranginkontinenz die Speicherkapazität bzw. das Füllungsvermögen erhöht und so zu abnehmender Miktionsfrequenz führt.
Was davon für die Patientin in Frage kommt, kann nur der Arzt entscheiden; die nichtmedikamentösen Therapien sind aber auf jeden Fall die sichere Option. Weiterhin sollte geprüft werden, was die Patientin an sonstigen Medikamenten einnimmt, z.B. Diuretika, die den Harndrang begünstigen oder Psychopharmaka, die zu einer Muskelrelaxation des Beckenbodens führen, damit hier mögliche bessere Lösungen gefunden werden können.
Viele Grüße,
Heike Döhler
-
Hallo Frau Döhler,
vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Information.
Nicole Vogel
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln
Lesezeichen