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Thema: Tee der lange zieht ungesund?

  1. #1
    Premium-User Avatar von Nora Gems
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    Tee der lange zieht ungesund?

    Guten Morgen,
    eine Kundin meinte am Samstag, sie habe folgendes gehört:
    Tee, der lange zieht, wird ungesund.

    Ich habe argumentiert, dass z.B. manche Stoffe erst nach längerer Ziehzeit in den Tee übergehen, aber ich schätze mal, man kann eh nicht pauschalisieren, dass gurndsätzlich jeder Tee ungesund wird, wenn er zu lange zieht!

    Meine eigene Internetrecherche ergab z.B. folgendes:
    Die Ziehzeit
    Wichtig ist, den Tee immer nach Vorschrift ziehen zu lassen. Das anregende Coffein wird bereits nach 2-3 Minuten freigesetzt. Erst nach dieser Zeit entfaltet sich die Wirkung der Gerbstoffe. Diese binden das Coffein und wirken daher beruhigend. Grüner und Schwarzer Tee sollen daher, wenn sie anregend wirken sollen, nicht länger als 2-3 Minuten ziehen. Soll der Tee beruhigend wirken, lässt man ihn etwa 5 Minuten ziehen und verwendet nur etwa 2/3 der normalen Teemenge, da der Tee sonst bitter wird. Kräutertees lässt man 5-10 Minuten ziehen, damit sich das Aroma vollständig entfalten kann. Lässt man den Tee zu lange ziehen, wird er bitter oder verfärbt sich. Zieht der Tee zu kurz, schmeckt er dünn. Jeder kann den Tee also nach Belieben auf seinen individuellen Geschmack einstellen.
    Leider kann ich der Kundin zum Thema "ungesund werden" auch nicht mehr sagen, als am Samstag. Hat jemand etwas dazu gehört?

    Nora

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.
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    163
    Liebe Frau Gems,

    zunächst wäre in diesem Zusammenhang "ungesund" zu definieren: höhere Mengen an Gerbstoffen führen definitiv zu Magenreizungen und Übelkeit (im Selbstversuch leicht nachzuprüfen bei überdosiertem oder deutlich zu lange ziehen gelassenem Schwarztee); Gerbstoffe per se als ungesund zu bezeichnen, hielte ich jedoch für verfehlt.

    Im Gegenteil: soll der Tee für eine Wundspülung oder zum Gurgeln verwendet werden, würde ich z.B. bei Salbei zu besonders langem Ziehenlassen raten.

    Misteltee sollte allenfalls kurz ziehen (wegen der enthaltenen Viscotoxine); besser ist ein über 10-12 h angesetztes Kaltmazerat (problematisch bei Mistel enthaltenden Teemischungen).

    Das gleiche gilt für Bärentraubenblätter - hier sind es wieder die Gerbstoffe die bei zu langem Ziehen lassen nach Überbrühen mitextrahiert werden. Laut "Teedrogen und Phytopharmaka" (Max Wichtl, Wiss. Verlagsgesellschaft 2009) enthält eine vorschriftsgemäß dosierte Abkochung aus Bärentraubenblättern 600 mg Gerbstoffe und 600 mg Arbutin, ein Kaltauszug hingegen nur 300 mg Gerbstoffe und 800 mg Arbutin!

    Da die stark hepatotoxischen Pyrrolizidinalkaloide in der Literatur als "mäßig wasserlöslich" beschrieben werden, ist davon ausgehen, dass diese erst nach einer gewissen Zeit extrahiert werden; allerdings ist von der Anwendung von Pyrrolizidinalkaloid-haltigen Drogen wie Beinwellwurzel oder Huflattichblättern als Tee ohnehin grundsätzlich abzuraten (letztere dürfen in Österreich und Dänemark überhaupt nicht mehr in den Handel gebracht werden)!


    Falls jemand weitere Beispiele aus der Praxis parat hat - immer her damit...

    C. Kreiss
    Geändert von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm. (29.09.2011 um 12:41 Uhr)
    Ihr Experte in den Foren Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Praxis
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