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Thema: Orale Rehydratation mit Elotrans

  1. #1
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    Orale Rehydratation mit Elotrans

    Laut Hersteller besitzt Elotrans eine Osmolarität von 311 mosmol/l. Jedoch spricht mal bei der Therapie von Durchfallerkrankungen vom Einsatz hypoosmolarer Lösungen. Die physiologische Osmolarität beträgt 286 mosmol/l. Andere Präparate wie Oral Pädon besitzen einen Wert von 240.
    Wie kann es sein, dass Elotrans einen solch hohen osmolaren Wert hat - ist ein Wirkung hier überhaupt garantiert?

  2. #2
    Moderator und Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Oliver Scholle
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    Hallo,

    interessante Frage!

    Die Osmolarität des Präparates Elotrans (311 mOsm/L) entspricht exakt der oralen Rehydratationslösung der alten WHO-Empfehlung; diese galt 25 Jahre lang bis Anfang/Mitte der 2000er. Diese "alte" WHO-Trinklösung hat global betrachtet unzweifelhaft zu einer dramatischen Reduktion der Sterblichkeit durch Durchfallerkrankungen geführt.

    Man hat trotzdem versucht die Rezeptur weiterhin zu verbessern und führte dazu auch klinische Studien durch. Die Motivation zu der Verbesserung bestand offenbar primär darin, dass man sich mit der Konzentration von Natrium nicht sicher war, und ob die höhere Osmolarität sich ggf. negativ auf die Netto-Flüssigkeitsaufnahme auswirken könnte.

    Im März 2006 gab es dann die offizielle Empfehlung der WHO und UNICEF für eine verbesserte Rezeptur (weniger NaCL und Glucose), die eine Osmolarität von 245 statt 311 mOsm/L aufwies.
    Die Entscheidung basierte auf Studien bei Kindern die gezeigt haben, dass in dem Studienarm mit der hypoosmolaren Lösung im Vergleich zur alten WHO-Lösung weniger ungeplante intravenöse Flüssigkeitsinfusionen (primärer Endpunkt) notwendig waren; außerdem reduzierten sich Stuhlvolumen und Erbrechen in diesem Studienarm. Dabei wurde kein erhöhtes Risiko für eine Hyponatriämie im Vergleich zur alten WHO-Lösung festgestellt.

    Die Empfehlung zu hypoosmolaren Lösungen wurde grundsätzlich und unabhängig von der Altersgruppe geändert, obwohl es meines Wissens nach nur neue Evidenz bei Kindern gab. Die Anwendung der hypoosmolaren Lösung bei Erwachsenen mit Cholera scheint zwar wirksam; es gibt aber Hinweise, dass in dieser Gruppe von Betroffenen unter Umständen eine gewisse Vorsicht geboten sein sollte, da häufiger asymptomatische Hyponatriämien auftraten.

    Mein Fazit:
    Orale Rehydratationslösungen mit 311 mOsm/L (z.B. Elotrans) sind wirksam und sicher bei akuten Durchfallerkrankungen. Bei Kindern haben hypoosmolare Rehydratationslösungen (ca. 245 mOsm/L; z.B. Oralpädon, Santalyt) eindeutige klinische Vorteile gegenüber den alten WHO-Lösungen mit 311 mOsm/L und sollten in dieser Altersgruppe verwendet werden. Für Erwachsene wurden diese Vorteile meines Wissens nach (noch) nicht gezeigt — solange es sich jedoch nicht um Cholera-Patient:innen handelt, können hypoosmolare Rehydratationslösungen jedoch aller Voraussicht nach nicht schaden.

    Besten Gruß

    Oliver Scholle
    Ihr Moderator und Experte im Forum Pharmazeutische Praxis
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  3. #3
    Premium-User
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    Hallo Herr Dr. Scholle,

    Vielen Dank für die Antwort und auch Ihr Fazit. Jetzt ist verständlich wie der Hersteller auf diese „hohe“ Osmolarität kommt.

    Viele Grüße
    Christina Meinert

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