Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: glucosamin

  1. #1
    Premium-User
    Registriert seit
    29.01.2011
    Ort
    düsseldorf
    Beiträge
    34

    glucosamin

    Ich habe gehört, Glucosamin würde die Bauchspeicheldrüse bei Dauergabe angreifen
    was ist der Grund?

    Was ist der Wirkmechanismus von Curcuma longa bei Arthrose unnd kann Curcuma auch bei Tieren angewendet werden?

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
    Registriert seit
    15.12.2010
    Ort
    Augsburg
    Beiträge
    1.327
    Hallo FRau Major,

    entschuldigen Sie bitte meine späte Antwort, aber offen gesagt weiß ich weder die Antwort sicher, noch habe ich zu Ihren Fragen bis heute in der Litaratur viel finden können... :-(

    zu Glukosamin: in der Fachinfo sind zwar GIT-NW als "Häufig" angegeben, aber eine Paktreatitis o.ä. ist nicht erwähnt. Das von mir immer sehr gern zu Rate gezogene "arzneitelegramm" sieht v.a. den Nutzen als "Zweifelhaft" s.u.

    Die Datenlage zu Curcumawurzelextrakten ist leider nicht viel besser. - s.u. (Curcumin soll antiphlogistische Eigenschaften besitzen)


    Bewertung at, Stand 10.04.2021 von "https://www.arznei-telegramm.de/db/0codewkstxt.php3?&knr=&art=1&nummer=55472&ord=uaw"
    Antirheumatika, systemische (M01A01) letzte Änderung: 18.02.2017
    Zweifelhaftes Therapieprinzip. Angebliches "Antiarthrotikum", das - folgt man älterer Werbung - "bei allen degenerativen Prozessen" den Knorpel "aufbauen" soll.1 Heute soll es umgekehrt funktionieren und "den Knorpelabbau hemmen".2 Es existiert kein Beleg, dass ein Glukosaminmangel für Arthrosen verantwortlich ist. Aminozucker wie Glukosamin werden im Körper in allen Organen am Ort ihres Bedarfs aus Intermediärprodukten des Glukosestoffwechsels ausreichend synthetisiert. Sie sind regelmäßige Bestandteile der Proteoglykane in der extrazellulären Grundsubstanz zum Beispiel des Knorpels. Anhand der uns zugänglichen Literatur ist die behauptete Wirksamkeit der Einnahme von Glukosamin nicht nachzuvollziehen. Es ist nicht einmal geklärt, ob das zugeführte Glukosamin den Gelenkknorpel überhaupt erreicht.

    Seit Jahren wird über die Wirksamkeit von Glukosamin bei Arthrose gestritten.3,4 Eine COCHRANE-Übersicht findet bei Beschränkung der Auswertung auf qualitativ höherwertige randomisierte Studien keinen Einfluss von Glukosamin auf Schmerzen oder mit dem WOMAC-Score (einem Fragebogen zur Erfassung von Schmerzen, Funktion und Steifigkeit bei Arthrose) gemessene Funktionen.5 Ohne nachvollziehbare Begründung werden in einer "ad-hoc"-Subgruppenanalyse jedoch auch Studien zum Glukosamin-Präparat des italienischen Herstellers Rotta gesondert ausgewertet. Damit übernehmen die Autoren unkritisch die Sichtweise des Herstellers, der für sein "kristallines Glukosaminsulfat" "wichtige Unterschiede" gegenüber anderen Glukosaminpräparaten wie Glukosaminhydrochlorid beansprucht.6 Die fragwürdigen positiven Ergebnisse dieser Subgruppenanalyse werden im Abstract mitgeteilt, nicht jedoch die Datenbasis, auf der sie beruhen. So wird hinsichtlich des primären Endpunkts Schmerzen mit einer Ausnahme nur in qualitativ mangelhaften Studien ein Vorteil für das Rotta-Glukosamin beschrieben. Bei der Ausnahme handelt es sich um eine seit mehr als einem Jahrzehnt als Abstract7 vorliegende Studie, für die der Hersteller den COCHRANE-Autoren weitere Daten überlassen hat. Diese Studie ist gewissermaßen der Kronzeuge der Wirksamkeit von Glukosamin: Sie ist groß, angeblich von hoher Qualität und kommt als einzige der qualitativ höherwertigen Studien in allen Wirksamkeitsendpunkten des Reviews, bei denen sie mit ausgewertet wird, zu positiven Ergebnissen.5 Sie hat nur einen Haken: Sie ist nicht öffentlich zugänglich und somit nicht überprüfbar.4

    In einer 2007 publizierten Metaanalyse, in der nach den Gründen für die heterogenen Ergebnisse der Glukosaminstudien gesucht wird, fällt auf, dass in keiner der industrieunabhängigen plazebokontrollierten Studien ein Effekt nachgewiesen wird.8 In diesen Studien wird allerdings entweder die Hydrochloridform des Glukosamin verwendet, oder es werden von Positivstudien abweichende Dosierungen geprüft. Den Verfechtern der Therapie gibt dies die Gelegenheit, einen Sonderstatus für das von der italienischen Firma Rottapharm hergestellte Sulfat des Glukosamin (DONA) in einer Dosierung von einmal täglich 1.500 mg zu beanspruchen. Die geringen Wirkspiegel, die nach Einnahme per os im Blut gemessen werden, lassen den ursprünglich behaupteten Wirkmechanismus der Stimulation der Proteoglykansynthese im Knorpel zwar unglaubhaft erscheinen, weil hierfür in vitro weit höhere Konzentrationen benötigt werden. Neuerdings wird aber stattdessen ein Interleukin-1-Antagonismus als Wirkmechanismus angeführt, für den die Konzentrationen ausreichend sein sollen.9

    Eine niederländische Arbeitsgruppe legt eine weitere unabhängig von der Industrie durchgeführte zweijährige randomisierte Doppelblindstudie vor (GOAL = Glucosamine in Osteoarthritis: Longterm Effectiveness). Die in Hausarztpraxen rekrutierten 222 Teilnehmer leiden an ein- oder beidseitiger Hüftarthrose. Um Vergleichbarkeit mit den bisherigen Positivstudien herzustellen, wird Glukosaminsulfat - allerdings nicht das Rotta-Präparat! - in einer Dosis von einmal täglich 1.500 mg verwendet. Weder im Hinblick auf Schmerz oder Funktion, gemessen mit dem WOMAC-Index, noch im Hinblick auf die radiologisch erfasste Gelenkspaltverengung findet sich im Verlauf der zwei Jahre ein signifikanter Unterschied zu Plazebo.10 Die Studie ist methodisch solide durchgeführt. Gegenüber bisherigen Arbeiten zeichnet sie sich durch eine relativ vollständige Nachbeobachtung mit Verlust von weniger als 7% der Patienten aus.10

    Das in Schottland für die Arzneimittelbewertung zuständige Scottish Medicines Consortium hat zuletzt 2011 die Erstattung von Glukosamin durch das nationale Gesundheitswesen bei Kniearthrose nicht empfohlen, da ausreichend robuste klinische und ökonomische Analysen nicht präsentiert wurden.11 Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft folgert 2008, dass für Glukosamin keine gesicherten Daten aus klinischen Studien vorliegen, die eine Therapieempfehlung bei Arthrose begründen könnten.12 Die amerikanische Akademie der orthopädischen Chirurgen hat Glukosamin und Chondroitinsulfat bei symptomatischer Kniegelenksarthrose auf die Top-5-Liste zu vermeidender Maßnahmen (Choosing Wisely-Kampagne) gesetzt.13,14 Die jüngste Studie gibt der Kampagne Recht: In einer industriegesponserten Untersuchung an 164 Patienten mit Gonarthrose ist der schmerzlindernde Effekt unter Plazebo größer als unter der Kombination von täglich 1,5 g Glukosaminsulfat + 1,2 g Chondroitinsulfat, jedoch brechen unter Verum mehr Patienten die Studie aufgrund von Störwirkungen ab als unter Plazebo (11% versus 4%).15,16

    Als Injektionslösung darf Glukosamin seit 1989 wegen aufgetretener Abszesse und schwerwiegender Blutbildungsstörungen (Thrombozytopenie, Panzytopenie u.a.) nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

    1 Opfermann: Werbung für DONA 200-S, Dtsch. med. Wochenschr. 1984; 109: Nr. 35
    2 Opfermann: Werbung für DONA 200-S: Pharm. Ztg. 2006; 151: Nr. 12
    3 arznei-telegramm 2000; 31: 33-4
    4 arznei-telegramm 2006; 37: 28-9
    5 TOWHEED, T.E. et al.: Glucosamine therapy for treating osteoarthritis. The Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 2; Stand Febr. 2005
    6 Rotta Pharmaceuticals: Health Claim Petition: Dietary Supplementation of Crystalline Glucosamine Sulfate; 23. Sept. 2003
    7 ROVATI, L.C.: Osteoarthritis Cartilage 1997; 5 (Suppl. A): 72
    8 VLAD, S.C. et al.: Arthritis Rheum. 2007; 56: 2267-77
    9 REGINSTER, J.-Y.: Arthritis Rheum. 2007; 56: 2105-10
    10 ROZENDAAL, R.M. et al.: Ann. Intern. Med. 2008; 148: 268-77
    11 Scottish Medicines Consortium: glucosamine sulphate 1.500 mg powder for oral solution GLUSARTEL SMC No. (647/10), Rottapharm Madaus, 8. Juli 2011
    12 AkdÄ: "Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Degenerative Gelenkerkrankungen", 3. Aufl. 2008
    13 Am. Acad. Orthopaedic Surgeons: Choosing Wisely, 11. Sept. 2013
    14 arznei-telegramm 2014; 45: 73-5
    15 ROMAN-BLAS, J.A. et al.: Arthritis Rheumatol. 2017; 69: 77-85
    16 arznei-telegramm 2017; 48: 23


    zu Curcumawurzelstock
    https://www.arznei-telegramm.de/db/0...=57150&ord=uaw

    Zweifelhaftes Therapieprinzip. Der Extrakt ist vorwiegender Bestandteil des Mischgewürzes Currypulver. Dem im Extrakt enthaltenen Curcumin werden neben antientzündlichen vor allem choleretische Eigenschaften zugeschrieben, die sich in der fantasievoll formulierten Indikationsbeschreibung ("Verdauungsbeschwerden … besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems")1 niederschlagen. Die in tierexperimentellen Untersuchungen unter Curcumin nachgewiesenen Wirkungen auf die Gallesekretion sind jedoch bei einer 70-fach höheren Wirkstoffmenge als bei üblicher Dosierung erreichbar berichtet worden.2

    Es liegt lediglich eine kleine randomisierte dreiarmige Kurzzeitstudie aus Indien mit 116 Patienten mit dyspeptischen Beschwerden vor, die unter Curcuma nach siebentägiger Behandlung bei Befragung häufiger eine Besserung angaben als unter Plazebo.3 Die Studie ist zu klein, zu kurz und methodisch zu mangelhaft, als dass hieraus ein Beleg für die Wirksamkeit bei Dyspepsie abgeleitet werden könnte.

    1 Truw: Fachinformation CURCU-TRUW, Stand Febr. 2017
    2 EMA: Assessment Report on Curcuma xantorrhiza Roxb., rhizome, Stand Mai 2013
    3 VISANU, T. et al.: J. Med. Assoc. Thai. 1989; 72: 613-20
    Geändert von Dr. Alexander Ravati (10.04.2021 um 11:13 Uhr)
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
    Rechtlicher Hinweis: Die hier eingestellten Kommentare geben die persönliche Meinung des Beitragstellers wieder und haben keinerlei rechtsempfehlenden oder rechtsbindenen Charakter. Für eine offizielle Auskunft wenden Sie sich bitte stets an die für Sie zuständige Kammer bzw. Überwachungsbehörde

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •