Impfung: Warum Paracetamol?

[strengstensgeheim]

Warum wird es empfohlen bei Muskelschmerzen nach einer Impfung Paracetamol zu nehmen?

Spricht denn irgendetwas gegen Ibuprofen oder ASS?
Oder wäre es auch möglich einen dieser Arzneistoffe zu nehmen?

[Claudia Wegener]

Hallo,

ich könnte mir vorstellen, daß es damit zusammenhängt, daß Impfungen überwiegend bei Kindern durchgeführt werden. Bei diesen ist Paracetamol immer noch Mittel der Wahl. Bei ASS besteht das Risiko des Reye-Syndroms (das zwar immer noch angeführt wird, dessen Relevanz aber immer häufiger angezweifelt wird).

Grüße
C. Wegener

[Dr. Alexander Ravati]

Hallo zusammen,

es hat auch noch einen anderen Grund. Immer wieder gab es Publikationen, dass bei der Einnahme von
Parazetamol oder NSAR die Serokonversion (das Ansprechen der Impfung) vermindert war (niedrigere Responderrate).
Eigentlich ist es ja klar
--> je stärker die immunologische Reaktion, desto intensiver und vor allem länger das "Gedächtnis"
Da sind
a) Fiebersenkung (Paracetamol)
b) Fiebersenkung + antiphlogistisch (NSAR wie Ibu) in stärkerem Maße

ein Risiko für den Erfolg! Paracetamol ist hier noch das geringste Übel, da es NUR antipyretisch und analgetisch (jedoch kaum antiphlogistisch) wirkt.

Nur zum Verständnis möchte ich hinzufügen, dass Impf-Adjuvantien nicht selten die lokale Entzündungsreaktion verstärken sollen (gilt fast für alle!, daher haben natürlich die "adjuvantieren" immer auch mehr Lokalreaktionen als NW)

PS: Ich warne in meinen Seminaren zum Immunsystem immer gerne auch vor unnötigen Fieber-senkenden Maßnahmen, da sie bei schweren Infektionen eine gefährliche Immunsuppression verantworten können. So vervielfacht sich bei Kindern mit Masern die Rate schwerer Komplikationen (wie Encephalitis) durch fieber-senkende Maßnahmen um ein Vielfaches!

[strengstensgeheim]

Danke für Ihre Antworten.

[arnika]

Zu dem Thema habe ich hier noch einen Auszug zur entsprechenden Studie zur Impfreaktion und Paracetamolmedikation:

Kinder sollten kurz vor Impfungen kein Paracetamol erhalten. Das schließen tschechische Forscher aus einer Studie mit 459 gesunden Kleinkindern. Die Hälfte von ihnen bekam innerhalb von 24 Stunden drei Dosen Paracetamol. Die Kinder wurden gleichzeitig gegen Pneumokokken, Rotaviren, Haemophilus Influenza B, Keuchhusten, Tetanus, Diphtherie, Polio und Hepatitis B geimpft. Eine solche Immunisierung ruft häufig leichtes Fieber hervor, was die prophylaktische Gabe von Paracetamol verhindern soll. In der Paracetamol-Gruppe trat signifikant seltener eine Temperatur über 38,0 Grad auf im Vergleich zur reinen Impfgruppe. Doch unter Paracetamol-Gabe war die Antikörperbildung deutlich schwächer. Selbst nach der Booster-Impfung war die Immunantwort auf einige Antigene geringer als in der Kontrollgruppe. Die Wissenschaftler um Professor Dr. Roman Prymula von der Universität für Verteidigung empfehlen daher, Kindern vor einer Impfung keine fiebersenkenden Mittel zu verabreichen. Die Studie veröffentlichten sie im Fachjournal «The Lancet» (Doi: 10.1016/S0140-6736(09)61208-3). (Pharmazeutische Zeitung)