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Thema: Corticoide bei Laryngitis

  1. #1
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    Corticoide bei Laryngitis

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    Kehlkopfentzündungen und die damit verbundene Heiserkeit sind außerordentlich langwierig und ineffizient zu behandeln.
    Warum wird hier eigentlich nicht mit Cortison inhaliert, das benutzt man doch sonst bei JEDER Entzündung?
    Und bitte: ich weiß, dass Cortison in der Langzeitanwendung Heiserkeit als Nebenwirkung macht, ich weiß, dass es immunsuppressiv wirkt, folglich Mundsoor, Ausbreitung des viralen Infekts oder Begünstigung einer bakteriellen Infektion bewirken kann. Das erklärt mir aber nicht ausreichend, warum man Laryngitis nicht für zwei, drei Tage mit den stärksten Entzündungshemmern angeht, die wir zur Verfügung haben. Da muss es doch noch einen anderen Grund geben. Ich bin gespannt!

    Mit freundlichen Grüßen
    Susanne Rothkegel

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Lars Frohn
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    Hallo Frau Rothkegel,

    In akuten Notsituation wie Atemnot werden doch Kortikosteroide gegeben, z.B. beim Pseudokrupp-Anfall!
    Ich nehme an, da eine aktuelle Kehlkopfentzündung i.d.R. nach wenigen Tagen abklingt, ist das Nutzen-Risiko-Profil einer Kortikosteroid-Gabe bei einer infektiös bedingten Laryngitis negativ. Der Einsatz wird m.E. vom Schweregrad der Symptome abhängig gemacht.

    Beste Grüße.
    Apotheker (u. Dozent der Ravati Seminare im Fach "Spezielle Rechtsgebiete für Apotheker"),
    Ihr Moderator im gesamten Kompetenz-Forum und Experte in den Foren zum Thema Recht,
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  3. #3
    Premium-User
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    Hallo, zusammen,

    mag das nicht vielleicht auch daran liegen, dass man topisch den Kehlkopf nicht wirklich gezielt erreicht? Die angesprochenen inhalativen Arzneimittel sollen den Wirkstoff am Kehlkopf vorbei in die Lunge transportieren und sich dort niederschlagen und wirksam werden. Die ebenfalls angesprochenen Nebenwirkungen bei schlechter Inhalationstechnik treten v. a. in der Mundhöhle auf, also oberhalb des Kehlkopfes. Ich wüßte nicht, wie man auf einfache Art mit den vorhandenen AM erreicht, dass genau der Kehlkopf behandelt wird. Dazu müsste man systemisch behandeln - und dann würde ich zunächst ein NSAR verwenden...

    Herzliche Grüße!
    Claudia Wegener
    Claudia Wegener, Apothekerin, Ihre Expertin in den Recht-Foren von pharma4u.
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  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
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    Hallo zusammen,

    im Prinzip ist alles zur Wirkung von Kortikoiden bei Laryngitis/Kehlkopfentzündung: gesagt..

    Wirkung:
    - nur lokal im "Vorbeigehen" bis nicht vorhanden

    NW:
    - lokal immunsuppressiv
    - Heiserkeit (v.a. bei längerer Anw.)

    Fazit: die Wirkung von Kortikoiden sollte man hier nicht überschätzen. Positive Effekte (antientzündlich) und negative Effekte (s.o.) halten sich in etwa die Waage.

    Zwei Anekdoten dazu

    1. ich war mal vor einem Ravati Seminar wegen einer Laryngitis (mit Stimmlosigkeit) beim HNO. Was hat er verschrieben?
    - Diclofenac p.o.
    - Budesonid INH
    - Wobenzym
    Hätte ich mich verbal wehren können, hätte ich nicht nur das Rezept in der Praxis gelassen...

    2. ich habe mal einen Pharmaunternehmer beraten, wie er die Wirksamkeit seiner "Schleimlöser" bei Bronchitis und COPD klinisch (in kontrollierten Studien) belegen kann. Mein Tipp: Head to head gegen inhal. Glukokortikoide (am besten ohne eine Placebo-Kontrollgruppe). Da ist die "Wirksamkeit im Sinne einer erfolgreichen Nichtunterlegenheitsstudie fast garantiert...
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
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  5. #5
    Premium-User
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    Ich danke allen Kollegen für Ihre Mühe!
    Unterdessen hatte ich auch einen HNO-Arzt kontaktiert, von dem ich folgende Information erhielt:
    "Anders als beim Flimmerepithel der Bronchien dringt ein topisches Kortikoid nicht in die Epithelschicht der Stimmbänder ein, es lagert sich nur auf der Oberfläche ab. Soorgefahr droht, ein therapeutischer Effekt ist nicht zu erwarten."

    Mit freundlichen Grüßen
    Susanne Rothkegel

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