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Thema: "Spezialcreme" eines Allgemeinmediziners

  1. #1
    Premium-User Avatar von bigduet
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    "Spezialcreme" eines Allgemeinmediziners

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir haben heute in unsere Apotheke eine "Spezialcreme" als Rezeptur bekommen:

    Multilind Heilsalbe Nys+Zink N3 100g
    Multilind Mikrosilber Creme 75ml
    Kamillosan Salbe 100g
    Calendula Salbe Heel N1 2x50g
    Metronidazol 3,0g
    Erythromycin 3,0g mfu

    Diagnose: necesse wegen infiziertem Dekubitus


    Wir fragten natürlich beim Arzt nach ob er denn das wirklich alles so zusammen gemischt haben wollte
    Dieser (Allgemeinmediziner, etwa 100km entfernt) besteht auf die Herstellung der Rezeptur.
    Haben auch schon ans DAC/NRF geschickt, die zerbrechen sich auch gerade den Kopf darüber

    Unser Lösungvorschlag: Umstellung auf NRF 11.138 und extra mischen der Salbengrundlagen.
    Was würdet Ihr denn in solch einem Fall tun?

    Viele Grüße aus Velburg und vielen Dank für Euere Bemühungen,
    Christoph Unglaub

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Susanne Ulmer
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    Hallo Herr Ungalub,

    na da haben Sie ja wirklich mal eine "Spezialcreme" vorgelegt bekommen.

    Sie schreibe Sie haben sich auch bereits ans DAC/NRF gewendet. Denke die Einschätzung und Empfehlung des DAC/NRF interessiert uns hier alle und es wäre toll, wenn Sie uns dies Ergebnis hier dann auch mitteilen könnten.

    Ich würde die Rezeptur in dieser Zusammensetzung nicht herstellen - wenn ich mir schon die Menge der Rezeptur anschaue - über 300 g...
    Ihre Idee mit der NRF 11.138 halte ich auch für sinnvoll. Das Mischen der anderen Grundlagen (sind ja alles Fertigprodukte) wäre vielleicht möglich, sofern es sich bei allen um die gleichen Emulsionssysteme handelt (Habe diesbezüglich gerade auch keine Daten vorliegen). Allerdings ist die Beurteilung der Stabilität bei Mischungen von Fertigprodukten immer etwas schwieriger und ich würde hier eher versuchen die Wirkstoffe Nystatin, Zinkoxid und Silber als Substanz in die Calendula- oder Kamillosan-Salbe einzuarbeiten. Eine andere Idee habe ich hier nicht...

    Und dann würde ich nochmal mit dem Arzt sprechen ,ihm nochmal meine Bedenken bezüglich der Menge, mit dem Hinweis dass Erythromycinzubereitungen nur 4 Wochen stabil sind, verdeutlichen und die Alternativvorschläge unterbreiten. Vielleicht lässt er sich ja dann doch überzeugen. Wenn nicht,muss ich dies natürlich auch dem Kunden erklären- und manchmal kann der Patient dann den Arzt überzeugen, dass dieser dann doch die vorgeschlagene Rezeptur der Apotheke aufschreibt.

    Letztlich bin ich als Apothekerin für die Sicherheit und Qualität einer Rezeptur verantwortlich und ich würde mich bei Abgabe dieser Rezeptur nicht wohlfühlen und wie oben schon gesagt, daher so auch nicht herstellen ? auch wenn ich hier meinen Kunden vielleicht verärgere.

    Hoffe es findet sich schnell eine gute Lösung.

    Beste Grüße,
    Susanne Funke
    Susanne Ulmer, Apothekerin bei pharma4u.
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  3. #3
    Premium-User Avatar von bigduet
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    Hallo Frau Funke,
    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    Ich poste hier mal die Antwort des DAC/NRF (vielen Dank nochmal an dieser Stelle für diesen tollen Service! )

    "Die Kombination aus Erythromycin und Metronidazol gilt als chemisch sehr instabil. Die NRF-Vorschrift ist nur 4 Wochen haltbar und muss darüber hinaus im Kühlschrank aufbewahrt werden. Insofern kann die Kombination mit weiteren Präparaten, deren Eigenschaften nicht im Detail bekannt sind, nicht empfohlen werden. Wie von Ihnen vorgeschlagen, sollte die standardisierte Rezeptur hergestellt werden.

    Ob die Fertigprodukte homogen miteinander mischbar sind, lässt sich theoretisch nicht voraussagen. Die Charakteristik ist sehr unterschiedlich (wasserfreie Salbe, W/O- und O/W-Cremes). Grundsätzlich sollten unterschiedliche Emulsionssysteme nicht miteinander gemischt werden. Multilind Mikrosilber ist als Körperpflegemittel eingestuft, also kein Arzneimittel. Es kann rein formal daher nicht in Arzneimittelrezepturen eingearbeitet werden.

    Die therapeutische Sinnhaftigkeit der Zubereitung bei der angegebenen Indikation kann von unserer Seite aus auch nicht bewertet werden. Bitte wenden sie sich dazu an Ihre regionale Arzneimittelinformationsstelle.

    Sie sollten auch mögliche therapeutische Alternativen mit dem Arzt besprechen. Die Lokalanwendung zur Behandlung von Wunden und Hauterkrankungen mit Antibiotika, die auch systemisch angewendet werden können, wird aufgrund der starken Resistenzentwicklung grundsätzlich kritisch beurteilt. Dies gilt erst
    recht für die Lokalanwendung ohne systemische Antibiotikatherapie.

    Allgemeiner Therapiestandard bei infizierten Wunden und bakteriellen Hauterkrankungen ist eine systemische Antibiotika-Therapie in Kombination mit einem lokalen Antiseptikum.

    Zubereitungen zur Wundbehandlung müssen darüber hinaus steril sein."

    Wir haben jetzt die NRF-Rezeptur hergestellt, dem Patienten unser Bedenken erklärt und Ihm angeboten die FAM seperat kaufen zu können

    Viele Grüße aus Velburg,
    Christoph Unglaub

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