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Thema: Impfschutzdauer

  1. #1
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    Impfschutzdauer

    Hallo,

    ich habe gerade im Gebler/Kindl "Pharmazie für die Praxis" gelesen, dass die Impfungen gegen Viren meist sehr lange halten, sogar bis zu lebenslang. Dagegen wäre der Impfschutz bei bakteriellen Infektionen weitaus kürzer, weshalb öfter Auffrischimpfungen notwendig sind.

    Stimmt das so generell? Woran liegt es, wie lange eine Impfung hält?

    Was ich bis jetzt weiß:
    Zum einen die Stärke der Immunreaktion, weshalb man diese durch Mehrfachimpfung "boostert".
    Variabilität der Antigene, weshalb jährlich neu gegen Grippe geimpft werden muss und es bei anderen Krankheiten gar nicht möglich ist zu Impfen

    Woran liegt es, ob der Impfschutz verschwindet oder nicht? Gehen die Gedächtniszellen unterschiedlich schnell verloren, was ich mir wiederum nicht vorstellen kann Außerdem: dass man manche Impfungen mehrfach geben muss und andere nicht: Das liegt daran, wie stark der Körper auf das Antigen reagiert und das wird erst in Studien herausgefunden, da das keiner vorhersagen kann, ist das richtig oder gibt es da eine "Regel"?

    Vielleicht weiß ja jemand mehr

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.
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    163
    Hallo,


    die grundsätzliche Strategie zur Erzeugung eines langfristigen immunologischen Gedächtnisses besteht darin, dem Immunsystem bei der (aktiven) Impfung eine möglichst große Anzahl von Antigenen eines Erregers zu präsentieren, gegen die dann spezifische B- und T-Gedächtniszellen produziert werden. Wie effizient und wie langfristig diese im Rahmen einer späteren Reinfektion mit dem gleichen Erreger zum Tragen kommen, hängt unter anderem ab von

    - der Variabilität (bzw. Mutagenität) des Erregers

    - der Latenz des Pathogens

    - der Häufigkeit der Reexposition mit dem Erreger

    - dem Infektionsort (intrazellulär vs. extrazellulär).

    Generell lässt sich feststellen, dass viele Impfungen gegen Viren einen längeren Impfschutz gewährleisten als Impfungen gegen Bakterien. Dies hängt jedoch auch in erheblichem Ausmaß von der Art des jeweils verwendeten Impfstoffes ab. So induzieren Lebendvakzine (wie z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln), die sich im Impfindividuum eine Weile lang vermehren können, eine umfassendere Immunantwort als inaktivierte Organismen (wie z. B. gegen FSME und Cholera) oder Subunit-Impfstoffe (wie z. B. gegen Haemophilus influenzae und Meningokokken).

    Lebendvakzine bieten in der Regel den langfristigsten Impfschutz, da sie das Immunsystem mit einer größeren Anzahl von Antigenen konfrontieren und so die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass der Erreger sich einer erneuten Erkennung durch Mutation entziehen kann.

    Außerdem wird die dauerhafte Existenz von Gedächtniszellen durch den wiederholten Kontakt mit kleinen Mengen von Erregern befördert (natürlicher Booster-Effekt); gegenüber "exotischen" Keimen, mit denen der Organismus im Alltag nie oder nur selten konfrontiert wird, erfolgt die Ausbildung eines immunologischen Gedächtnisses in geringerem Ausmaß.

    Im Übrigen finden sich sowohl bei Bakterien (z. B. Streptococcus pneumoniae) als auch bei Viren (z. B. Influenza-Virus) Mechanismen, um der raschen Erkennung durch das Immunsystem zu entgehen. Dies kann beispielsweise durch eine große Variabilität von pathogenen Oberflächenproteinen erfolgen. Bei solchen Erregern ist der Schutz durch die aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoffe auf Monate bis wenige Jahre begrenzt.

    Weiterführende Literatur zur Bildung und Lebensdauer von Gedächtniszellen finden Sie hier:

    http://www.liai.org/files/Crotty-Imm...emory-2004.pdf

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC27213/

    http://onlinelibrary.wiley.com/doi/1....0.CO;2-1/full


    Mit besten Grüßen -

    C. Kreiss
    Ihr Experte in den Foren Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Praxis
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