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Thema: Ambroxol

  1. #1
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    Ambroxol

    Hallo!
    Ambroxol (15 mg) wird in Mucosolvan als Sekretolytikum eingesetzt und in Mucoangin (20 mg) bei Halsschmerzen verwendet.
    Liegen die unterschiedlichen Indikationen daran, dass die lokalanästhetische Wirkung von Ambroxol erst in höherer Dosierung
    auftritt?
    VG

  2. #2
    Premium-User Avatar von karl
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    Die lokalanästhetische Wirkung von Mucoangin wird durch die längere Kontaktzeit und damit verstärkte Wirkstoffpenetration im Rachenraum zum Tragen kommen. VG

  3. #3
    Hallo,
    Ambroxol gehört zur Gruppe der Mukolytika. Die expektorierende Wirkung kommt dadurch zustande, dass die rheologischen Eigenschaften (Fließeigenschaften) des Bronchialsekrets im Hinblick auf eine geringere Viskosität verändert werden. Als Folge kann das Sekret leichter mit der Zilienbewegung abtransportiert und einfacher abgehustet werden. Daneben besteht eine sekretomotorische Wirkung, d. h. die Zilienbewegung wird angeregt.
    Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt, man vermutet jedoch unter anderem eine Wirkung auf saure Mucopolysaccharide des Bronchialsekrets.
    Therapeutisch relevant ist darüber hinaus eine Aktivierung des Surfactant-Systems in der Lunge. Surfactant, eine oberflächenaktive Substanz auf Phospholipidbasis, kleidet die Alveolen aus und verhindert so ein Zusammenfallen der Alveolen beim Ausatmen.
    Neben dieser expektorierenden Wirkung weist Ambroxol eine lokalanästhetische Wirkkomponete auf, die therapeutisch zur symptomatischen Behandlung von Halsschmerzen genutzt wird. Die anästhesierende Wirkung beruht auf der Blockade von Natriumkanälen, also analog zu den Lokalanästhetika vom Aminoester- (Procain) oder Aminoamid-Typ (Lidocain).
    Viele Grüße

    Ulrich Brunner,
    Apotheker, Geschäftsführer pharma4u

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  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
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    Hallo zusammen,

    von was für einer "Wirkung" sprecht Ihr eigentlich?
    Hat etwa Ambroxol jemals in klin. Studien eine überzeugende Wirkung gezeigt..? s.u.
    Bei Husten und Bronchitis? ....
    Bei Halsschmerzen? ... ja, etwas besser als Pfefferminzbonbos.. Ob 15 oder 20 mg ist da "Jacke wie Hose"!

    aus Arzneitelegramm-Datenbank (2015)

    Bewertung: Ambroxol-HCl als Mund- und Rachentherapeutikum (R02A)
    Umstrittenes Therapieprinzip. Ambroxol-HCl, das seit Jahrzehnten als Expektorans verwendet wird, soll auch wie ein Lokalanästhetikum (Lidokain-HCl, oral) gelutscht bei Halsschmerzen symptomatisch lindernd wirken. Drei klinische Studien, von denen zwei gemeinsam veröffentlicht sind, werden bei Markteinführung als Beleg der Wirksamkeit herangezogen. Diese beiden im Wortlaut über weite Passagen identischen Publikationen erachten wir als Marketingstudien: Insgesamt etwa 900 Personen mit Halsschmerzen lutschen zwei bis drei Tage lang täglich bis zu sechs nach Pfefferminz schmeckende Tabletten, die 20 mg oder 30 mg Ambroxol oder keinen Wirkstoff enthalten. Primärer Endpunkt ist eine mittels eines komplizierten, nicht auf klinische Relevanz überprüften Scores errechnete "zeitlich gewichtete mittlere Schmerzreduktion während der ersten drei Stunden nach Applikation der ersten Lutschtablette, normiert auf den Grad des Ausgangsschmerzes". Die therapeutische Relevanz eines solchen undurchsichtigen Surrogatparameters erscheint unerfindlich. Auch die sekundären Endpunkte (z.B. zeitlicher Verlauf der Differenz in der Schmerzintensität) beziehen sich ausschließlich auf die erste Tablette und nicht auf die gesamte Behandlung. Ambroxol schneidet zwar statistisch jeweils besser ab als das Scheinmedikament. Klinisch erachten wir die errechneten Unterschiede jedoch als von fragwürdiger Relevanz und die Beurteilung des Effektes lediglich der ersten Tablette als unrealistisch, willkürlich und praxisfern. Daher ziehen wir zur symptomatischen Linderung von Halsschmerzen bedarfsgerechtes Lutschen beispielsweise von Salbei- oder Eukalyptusöl-haltigen Bonbons vor, denen jedoch ebenfalls eine therapeutische Wirksamkeit fehlt. Weiteres siehe Halsschmerzmittel
    1 SCHUTZ, A. et al.: Arzneim.-Forsch/Drug Res. 2002; 52: 194-9
    2 FISCHER, J. et al.: Arzneim.-Forsch./Drug Res. 2002; 52: 256-63
    3 arznei-telegramm 2003; 34: 61
    4 Prescrire International 2009; 18: 52

    Bewertung Ambroxol als Expektorans und Mukolytikum (R05C02)
    Zweifelhaftes Therapieprinzip. Ambroxol-HCl, ein Metabolit des Bromhexin-HCl, kann in Hochdosierungen (120 mg pro Tag) bei bronchitischen Beschwerden die Bronchialsekretion steigern, ohne dass sich dadurch jedoch die Lungenfunktion bessert. Ein positiver Einfluss auf die zugrunde liegende Lungenerkrankung wird in älteren Studien, deren Design nicht dem heutigen Standard entspricht, positiv bewertet, in aussagekräftigen aktuellen Untersuchungen hingegen nicht: Zur Verhinderung von Exazerbationen bei COPD findet sich bei Langzeitanwendung von zweimal täglich Ambroxol per os kein Unterschied zu Plazebo: Eine post-hoc-Analyse bei Patienten mit initial schweren Symptomen und positivem Befund für Ambroxol-HCl bleibt ohne Aussagekraft, da sie nicht im ursprünglichen Studiendesign vorgesehen war. Die Bewertung des Nutzens von Ambroxol-HCl ist somit insgesamt uneinheitlich und nicht gesichert.
    Die Aufbereitungskommission beurteilte 1993 das Nutzen-Schaden-Verhältnis der parenteralen Anwendung für die Indikation "zur Sekretolyse" negativ, ebenso auch die intramuskuläre und subkutane Injektion "zur Therapie des Atemnotsyndroms bei Früh- und Neugeborenen". Für die Anwendung zur Inhalation liegt kein ausreichendes Erkenntnismaterial zum Beleg der therapeutischen Wirksamkeit vor.
    Die Positivlisten-Kommission beurteilte Ambroxol 2003 als nicht verordnungsfähig wegen unzureichender Belege zur Wirksamkeit. Ein Cochrane Review findet keinen hinreichenden Beleg für einen Effekt von Mukolytika auf die Minderung der Lungenfunktion.Die Autoren merken an: "In einigen europäischen Ländern werden Mukolytika breit verordnet... Im Gegensatz dazu werden (sie) in anderen Teilen der Welt wie in Großbritannien und Australasien selten verwendet, weil sie als unwirksam erachtet werden."Wegen der kontroversen Datenlage und des allenfalls marginalen Nutzens werden Mukolytika wie Ambroxol-HCl auch in der Leitlinie der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) nicht empfohlen.
    Ambroxol-Injektionslösung soll mit physiologischer Kochsalzlösung oder Ringerlösung verdünnt werden, nicht jedoch - wie bis 2013 angegeben - mit 5%iger Glukoselösung, in der ein Ambroxolabbauprodukt entstehen kann, in Konzentrationen bis 5,6%.
    Die europäische Arzneimittelbehörde hat auf Anforderung der belgischen Arzneimittelbehörde die unerwünschten Wirkungen von Ambroxol - und von Bromhexin, das zu Ambroxol verstoffwechselt wird, überprüft. Bedenken bestehen wegen Berichten über allergische Reaktionen einschließlich Anaphylaxie und schwere Hautreaktionen. Auffällig ist der hohe Anteil der in der Nebenwirkungsdatenbank der EMA (Eudravigilance) erfassten neueren Verdachtsberichte zu unerwünschten Wirkungen von Ambroxol, der Kinder und Jugendliche (35%) und insbesondere Kleinkinder (27%) betrifft. Als Konsequenz der Auswertung der vorhandenen Daten soll jetzt in den Produktinformationen auf die seltenen schweren allergischen Reaktionen wie Erythema exsudativum multiforme hingewiesen werden.
    1 MALERBA, M. et al.: Pulm. Pharmacol. Ther. 2004; 17: 27-34
    2 Kommission B6: Monographie Ambroxol, Pharm. Ztg. 1993; 138: 905-6
    3 POOLE, P.J., BLACK, P.N.: "Mucolytic agents for chronic bronchitis or chronic obstructive pulmonary disease", Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 2, Zugriff Mai 2010
    4 Global Initiative for Chronic Lung Disease: Global strategies for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive pulmonary disease, Update 2010
    5 Boehringer Ingelheim: Mucosolvan Injektionslösung , Ambroxol-HCl Injektionslösung - Mischen mit kommerziell verfügbaren 5 %igen Glucose-Infusionslösungen. Ärzteanschreiben vom 7. Aug. 2013
    6 EMA: Start of review of ambroxol and bromhexine, 11. Apr. 2014
    7 arznei-telegramm 2014; 45: 62-3
    8 EMA: Ambroxol and bromhexine expectorants: safety information to be updated. Pressemitteilung vom 27. Febr. 2015
    9 EMA: Ambroxol and bromhexine expectorants: safety information to be updated. 13. Juli 2015
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
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  5. #5
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Hallo zusammen,
    Zitat Zitat von Dr. Alexander Ravati Beitrag anzeigen
    von was für einer "Wirkung" sprecht Ihr eigentlich?
    Hat etwa Ambroxol jemals in klin. Studien eine überzeugende Wirkung gezeigt..? s.u.
    Bei Husten und Bronchitis? ....
    ... und trotzdem sind viele Kunden überzeugt und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es mir (bei Bronchitis) gut tut

    Beste Grüße
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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  6. #6
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Christoph Behrendt
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    Das berichten mir viele kunden von den drosera d12 globuli auch. Naja, sie wissen ja wie das das mit der evidenz so ist: nur weil sie es so empfinden oder es ihnen schon viele berichtet haben, hat es keine medizinische evidenz. Ambroxol ist wie acc wahrscheinlich am ende nur ein einigermaßen und althergebrachtes placebo.
    Dr. Christoph Behrendt, Apotheker, Ihr Experte im Forum Pharmazeutische Chemie (v,a, Hauptstudium)
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