TTS-Fentanyl Pflaster

[Dennis Trampe]

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine kurze Frage zu Transdermalen therapeutischen Systemen, speziell zu Fentanyl- Pflastern. Wir haben eine Anfrage aus einem Altenheim: Was wäre die korrekte Vorgehensweise, wenn ein Fentanyl Pflaster bei einem Patienten versehentlich abfällt oder entfernt wird, bevor der Wechselzeitpunkt von 3 Tagen erreicht ist und es nicht wieder geklebt werden kann (z.B. Klebfähigkeit nicht mehr vorhanden)? Soll ein neues Pflaster geklebt werden? Muss eine Pause von X Stunden eingehalten werden damit es nicht zu Überdosierung kommt? Von den Herstellerfirmen haben wir unterschiedliche Angaben bekommen.

Für ein kurzes Statement wäre ich sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dennis Trampe

[Dr. Juliane Kresser]

Hallo Herr Tampe,

grundsätzlich sollte diese Situation nur in Absprache und enger Begleitung mit dem betreuenden Heim-Arzt gemeistert werden.

Das abgefallene Pflaster nicht innerhalb der ersten 48 h durch ein neues ersetzen.

Bitte dieses Vorgehen, wie gesagt, nur nach ärztlicher Absprache.

Herzliche Grüße
Juliane Kresser

[juliaalexandra]

was mich nur wundert ist, dass die Hersteller (Hexal und Janssen ) beide unterschiedliche Aussagen treffen.
Hexal sagte, dass man nach Ablösen des Pflasters 48h!! warten sollte bis man ein neues klebt. Ich finde diese Aussage pharmazeutisch nicht zufriedenstellend,
da mein Patient mit sicherheit nach wenigen Stunden (bei einer Fentanyl Halbwertzeit von 17h) wieder in einen Schmerzzustand fallen wird, oder liege ich
falsch?
JanssenCilag hingegen, teilte uns telefonisch mit, dass man den Patienten beobachten soll und ein neues Pflaster kleben soll.
Wie kann es sein, dass beide Hersteller unterschiedliche Aussagen treffen und wie gehe ich nun vor? oder schiebe ich die Verantwortung dann tatsächlich
dem Arzt zu ?

[Dr. Juliane Kresser]

Sie sind schon völlig richtig unterwegs. Ziel ist ja, die kontinuierliche Schmerzversorgung zu gewährleisten ohne Risiko einer Unterdosierung oder Überdosierung mit Gefahr der Atemdepression. In jedem Fall ist hier die ärztliche Therapieentscheidung und Überwachung erforderlich.

HG JK

[Dennis Trampe]

Die Fachinformation von AL Matrix-Pflastern Fentanyl sagt folgendes:

"...Ein Wechsel des transdermalen Pflasters sollte nach 72 Stunden (3 Tagen) erfolgen. Falls im Einzelfall erforderlich, darf nicht eher als nach 48 Stunden gewechselt werden, da sonst mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko (vor allem Einschränkung der Atemfunktion) gerechnet werden muss. Sie müssen jeweils eine neue Hautstelle wählen. Jeder Hautbereich kann erst 7 Tage nach Entfernen des Pflasters erneut benutzt werden. Der schmerzstillende Effekt kann nach Entfernung des transdermalen Pflasters für einige Zeit bestehen bleiben..."

Also nicht ehr als nach 48 h nach dem ersten Aufkleben ein neues Pflaster verwenden! Unabhängig davon wann das Pflaster abgefallen ist. Z.B nach 36 Stunden müsste man dann noch 12 Stunden warten, nach 48 Stunden sofort wieder kleben.

Sehe ich das richtig?

[Dennis Trampe]

Oder bleibt das immer eine Einzelfallentscheidung? Letztendlich muss es dort doch eine konkrete Handlungsempfehlung geben!?

[Dennis Trampe]

Ich meine, da die Pflaster keine genau Kinetik 0. Ordnung haben, sondern zu Beginn mehr Wirkstoff freisetzen und durch Konzentrationsgradienten zur Haut ja auch ein gewisses Depot in der Haut vorliegt, käme man ja beim sofortigen kleben evtl. in den toxischen Bereich je nach Freisetzungsmenge bzw. Beladungsmenge des Pflasters?

[Dr. Juliane Kresser]

Hallo Herr Tampe,

Sie schreiben zwar im ersten Chat, das Pflaster könne nicht wieder geklebt werden, aber ich hab mich jetzt mal in der gelebten Praxis umgehört.
Und da wird die Situation meistens sehr pragmatisch gelöst, indem man das abgefallene, nicht mehr klebende Fentanyl-Pflaster einfach mit normalem Pflaster wieder fixiert bis die 3 Tage um sind. So umgeht man das Dosierungs-Risiko und falls die Klebestelle danach gerötet oder empflindlich ist, dann muss ja die Hautstelle eh beim nächsten neuen Pflaster gewechselt werden.

In der Tat gibt es unterschiedliche Aussagen und Sichtweisen. Daher habe ich grad meine erste Antwort im Chat präzisiert. Es sollte möglichst innerhalb der ersten 48 Stunden nicht gegen ein neues Pflaster ausgetauscht werden, wegen der Überdosierungsgefahr. Wenn der behandelnde Arzt aber wegen der bestehenden Schmerzsituation doch für den Neu-Austausch plädiert, muss der Patient gut beobachtet werden.

Die Handlungsempfehlung bleibt also immer noch...ärztliche Therapieentscheidung und Überwachung.

Beste Grüße JK

[Dennis Trampe]

Vielen Dank!

[Maike Noah]

Hallo zusammen,

folgende Nachfrage hierzu. Ich meine gelernt zu haben, dass Patienten ihre Schmerzpflaster kurzzeitig abnhemen und z.B. auf einer glatten Spiegeloberfläche parken können (dann z.B in die heiße Sauna gehen können) und danach das Pflaster dann wieder aufkleben.
Klebt das Pflaster danach dann doch nicht mehr?

Beste Grüße
Maike Noah