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Thema: Interaktion: erhöhte Krampfneigung unter Bupropion und Antidepressiva

  1. #1
    Premium-User Avatar von dude
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    Interaktion: erhöhte Krampfneigung unter Bupropion und Antidepressiva

    Hallo,
    gestern kam im HV bei Bupropion und Escitalopram eine rot aufgeleuchtete Kontraindikation: (siehe Titel). Diese sah ich zum ersten mal, auch die Stärke der Interaktion (2. höchste) erstaunte mich. Leider stand in der ABDA-Interaktion sehr wenig, eben dass es sich um erhöhte Krampfneigung handelt und der Patient evtl. die Bupropion-Dosis senken könne nach einer gewissen Zeit (bei Maßnahmen). Ein pharmakologischer Effekt war nicht beschrieben.
    Welcher Mechanismus steckt unter erhöhten Krampfneigungen unter Bupropion und vielen Antidepressiva? Und um welche Krämpfe handelt es sich? Ich tippe auf cerebrale? Wie darf man sich das vorstellen? Und diese nur unter Bupropion plus anderen Psychopharmaka, oder auch unter Psychopharmaka ohne Bupropion?

    MfG

  2. #2
    Moderator und Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Oliver Scholle
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    Liebe(r) dude,

    es ist richtig, es handelt sich hierbei um die cerebrale Krampfschwelle. Wird sie gesenkt, ist dies mit einem Risiko an epileptischen Anfällen verbunden (neuronale Zellen werden leichter erregt, synchrone Entladung, epileptischer Anfall).

    Nun ist es so, dass Bupropion einen dosisabhängigen prokonvulsiven Effekt zeigt, also die Krampfbereitschaft erhöhen kann. Bei Einhaltung der Maximaldosis (300 mg Retard innerhalb 24 h) und keinem weiteren Risikofaktor ist die Inzidenz von Krampfanfällen gering.

    Wenn gewisse Risikofaktoren vorliegen, sollte Bupropion jedoch mit Vorsicht angewendet werden.
    Einer dieser Risikofaktoren ist eben die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die die (cerebrale) Krampfschwelle senken. Dazu gehört Escitalopram (Anm.: Es ist in diese Interaktionsgruppe eingeordnet, auch wenn man liest, dass die SSRI im Gegensatz zu den trizyklischen AD einen deutlich geringeren krampfschwellen-senkenden Effekt zeigen).
    Es handelt sich hierbei nicht um eine absolute Kontraindikation, da bei entsprechender Anpassung die gleichzeitige Anwendung nicht ausgeschlossen ist.

    Übrigens entstehen zahlreiche Wechselwirkungen dadurch, dass die Einnahme von Bupropion zu einer Hemmung des CYP2D6 führt - bei Einlösung eines Rezeptes über Bupropion sollte also auf jeden Fall die Komedikation hinterfragt werden (viele Wirkstoffe aus unterschiedlichsten Indikationsbereichen).

    Medikamente mit krampfschwellen-senkender Wirkung sind typischerweise u.a. Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, bestimmte Antibiotika, Zytostatika sowie Digitalisglykoside.

    Und diese nur unter Bupropion plus anderen Psychopharmaka,
    Hierbei vor allem, da Bupropion selber bei höheren Dosen den Effekt zeigt.

    oder auch unter Psychopharmaka ohne Bupropion?
    Bei mehreren Psychopharmaka spielen meines Erachtens meist andere Folgen von Wechselwirkungen eine größere Rolle (Serotonin-Syndrom, Zentrale Dämpfung, Anticholinerge Nebenwirkungen etc.) als die Krampfanfall-NW (bei anderer Ansicht gerne äußern).

    Hoffentlich konnte ich mit der Antwort helfen...?!

    Schönen Abend,
    OS
    Ihr Moderator und Experte im Forum Pharmazeutische Praxis
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  3. #3
    Premium-User Avatar von dude
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    Danke für die ausführliche Antwort!
    D.h. der Mechanismus der dahinter steckt ist invers zu denen der Antiepileptika? D.h. Na-Kanal-Öffner, Kalium- und Cl-Blocker z.B.?

  4. #4
    Moderator und Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Oliver Scholle
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    D.h. der Mechanismus der dahinter steckt ist invers zu denen der Antiepileptika? D.h. Na-Kanal-Öffner, Kalium- und Cl-Blocker z.B.?
    Um den genauen Wirkungsmechanismus der Krampfschwellen-senkenden Eigenschaft der Arzneistoffe (Antidepressiva, Neuroleptika) zu erfragen bzw. unterstützende Aussagen zu erhalten, werde ich die Konversation zusätzlich an Herrn Prof. Pfaffendorf ins Forum Pharmakologie weiterleiten...

    Folgende Denkansätze von mir dazu:

    - Es ist u.U. noch unklar, man weiß aber aus der (klinischen) Forschung, dass die Effekte auftreten und kommt auf diese Weise zu der Interaktion.

    - Die Blockade von H1-Rezeptoren, die bei den erwähnten Substanzgruppen mehr oder weniger stark ausgeprägt ist und zu anticholinergen und zentralnervös dämpfenden Wirkungen führt...

    In Vorfreude auf einen Kommentar,
    Oliver Scholle
    Ihr Moderator und Experte im Forum Pharmazeutische Praxis
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  5. #5
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    HINWEIS: Kopie der Antwort aus dem Forum Pharmakologie

    Liebe Kollegen,
    ich denke, dass alle Maßnahmen, die die Konzentration biogener Amine im ZNS erhöhen eine Erniedrigung der Krampfschwelle verursachen. Dies sind natürlich im besonderen die Antidepressiva, welche über eine Hemmung der Wiederaufnahme wirken.

    Viele Grüße

    MPf.

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