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Thema: Protonenpumpen-Inhibitoren zum Essen

  1. #1
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    Protonenpumpen-Inhibitoren zum Essen

    Hallo liebe Kollegen!

    Ich möchte mich noch mal rückversichern: Wir beliefern ein Altenheim für Demenzkranke. Die Bewohner dort bekommen ihre PPIs (Omeprazol, Pantoprazol,...) allesamt zum Frühstück. Ich finde das nicht richtig, zumal sich die meisten dort nicht mehr so klar ausdrücken können, und würde das gerne auf die korrekte Einnahmezeit (nüchtern, 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück) ändern.
    Jetzt habe ich tagelang das Internet, Pharmakologie-Bücher etc gewälzt, ob es irgendwelche, mir nicht bekannte Gründe/Studien gibt, die dafür sprechen, warum es zum Essen gegeben wird? Oder ob es, klinisch gesehen, vielleicht egal ist? Oder ob der Aufwand, morgens zwei Einnahme-Zeitpunkte zu haben, größer ist als der Nutzen?
    Ich kenne nur den Artikel aus der medizinischen Monatszeitschrift für Pharmazeuten, der eindeutig klarstellt, warum die PPIs morgens und nüchtern gegeben werden sollten! (Ich denke ja schon fast, entweder gibt man sie korrekt oder man kann sie auch gleich weglassen.)
    Bevor ich die entsprechenden Ärzte anspreche: Hat schon jemand Erfahrungen zu diesem Thema gesammelt?

    Vielen, lieben Dank schon mal
    Claudia Schmidt

  2. #2
    Premium-User Avatar von Claus Rycken
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    Hallo Frau Schmidt,

    da sprechen Sie ein gaaaaaanz dunkeles Kapitel in der pharmazeutischen versorgung von Heimbewohnern an...
    Unsere Erfahrungen sind ganz genau Ihre, egal, welche Einrichtung (wir betreuen mehrere) wir visitieren. Einnahmezeitpunkte werden gerne nach wirtschaftlichen Erwägungen, nicht nach medizinischen Notwendigkeiten gelegt. Ansprechpartner sollte deshalb nicht der Arzt, sondern die Pflegedienstleitung sein.

    Wir haben in den von uns versorgten Heimen entsprechend Schulungsarbeit geleistet und sind tatsächlich auch verstanden worden. Das führt im Einzelfall sogar dazu, dass die Dosis reduziert werden kann und es den Pateinten besser geht.

    Viel Spaß bei den anstehenden Schulungen,

    Claus Rycken

    p.s.: Fachlich ist es bis dato relativ unstrittig, dass PPIs ihr volle Wirkung nur entfalten können, wenn sie 30-60 min vor dem Essen gegeben werden.

  3. #3
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    Hallo Herr Rycken!
    Vielen Dank für Ihre promte Antwort! Bevor ich jetzt mühevoll Pflegedienstleitung, Wohnbereichsleitung und Pflegekräfte überzeuge und denen ja "Mehrarbeit" antrage, würde ich mich gerne bei den "Verordnern" rückversichern, dass die damit einverstanden sind. Nicht das ich dann alle im Heim überzeugt habe und dann kommt der Doktor und sagt, ach, das ist doch egal.
    Naja, ich fange dann mal bei den ersten an...
    Mit freundlichen Grüßen
    Claudia Schmidt

  4. #4
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    Hallo,

    in diesem Zusammenhang noch eine andere Frage: wir haben - ebenfalls in der Altenheimversorgung - damit zu kämpfen, dass sowohl PPI als auch Schilddrüsenhormone verordnet werden. Beide sind nüchtern zu geben, 30 - 60 Min. vor dem Frühstück. Bisher haben wir dann versucht, den PPI vor dem Abendessen zu geben, damit das L-Thyroxin solo bleibt. Stellt sich aber die Frage, ob das wirklich notwendig ist, oder ob man beide nüchtern zu gebende Arzneimittel ZUSAMMEN vor dem Frühstück einsetzen kann? Ich glaube zwar, dass das im Heim sowieso gemacht wird, aber wenn pharmakologisch nix dagegen spricht - umso besser! Wie sehen Sie die Lage?

    Grüße
    C. Wegener
    Claudia Wegener, Apothekerin, Ihre Expertin in den Recht-Foren von pharma4u.
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  5. #5
    Moderator und Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Oliver Scholle
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    Liebe Frau Wegener,

    eine direkte Interaktion von PPI mit L-Thyroxin ist mir nicht bekannt. Daher spricht meines Erachtens nichts dagegen, beide morgens zusammen nüchtern einzunehmen.

    Gerade in der Dauertherapie (mehrere Monate) ist eine pharmakodynamische Interaktion zu beachten: In einem Artikel (http://www.medscape.com/viewarticle/742089) wird zusammenfassend festgestellt, dass vermutlich durch die PPI-vermittelte verminderte Magensäureproduktion die Bioverfügbarkeit von Levothyroxin eingeschränkt sein kann. Daher wird bei Patienten mit Hypothyreose, die L-Thyroxin nehmen und eine euthyreote Stoffwechsellage aufweisen empfohlen, dass nach Beginn einer PPI-Therapie das Blutbild kontrolliert wird. Vor allem bei längerer PPI-Einnahme sowie dem Auftreten von Symptomen bietet sich das an.

    Viele Grüße
    Oliver Scholle
    Ihr Moderator und Experte im Forum Pharmazeutische Praxis
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  6. #6
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    Zitat Zitat von Claudia Schmidt Beitrag anzeigen
    Hallo liebe Kollegen!

    Bevor ich die entsprechenden Ärzte anspreche: Hat schon jemand Erfahrungen zu diesem Thema gesammelt?
    Ich kenne solche Problematiken aus einer früheren Heimbelieferung (mit Stellen, vor Änderung der Apothekenbetriebsordnung). Wir haben in separate "nüchtern" Dosen gestellt und die Heimleitung entsprechend informiert.
    Das Phänomen ist wohl weniger ein Verständnis als ein Systemproblem. Mir wurde früher im Krankenhaus auch mein Pantoprazol mit meinem Doxy.... mit meinem Joghurt bekommen.

    Die ZEit reicht oft einfach nicht aus um zweimal durch alle Zimmer zu gehen. Dieses Verständnis sollten Sie in in jeder Unterhaltung z.B. mit der Heimleitung auf jeden Fall äußern. Der "Aufwand" wird oft von den Betroffenen ganz anders wargenommen als von Außenstehenden.

    Bei L-Thyroxin sehe ich nun nicht so das Problem. Eine kurze Info (wir hatten dafür Formzettel die dann in der Akte abgeheftet wurden) bei Dauergabe die Werte zu überprüfen - und notfalls wird dann einfach die Dosis erhöht.

    Ich persönlich trinke ja auch mein großes Glas Milch jeden Morgen... dann hat die Tablette halt 12,5µg mehr .

  7. #7
    Premium-User Avatar von Kristina Verhoeven
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    Sinnvoll ist es sicherlich, die Nüchterneinnahme auch in den Medikationsblättern zu vermerken bzw. vermerken zu lassen.
    Bei einem von uns versorgten Heim gibt es zudem graue Deckelchen, auf die dann PPI und L-Thyroxin gelegt. Bis es diese Deckel gab, hatten wir eine Vereinbarung, PPI und L-Thyroxin im Blister zu belassen, um so die Nüchterngabe zu markieren.

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