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Thema: Antipsychotika

  1. #1
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    Antipsychotika

    Hallo!

    Ich habe nicht so ganz den Wirkmechanismus der Antipsychotika verstanden.
    Ich weiß, dass die konventionellen Antipsychotika den D2-Rezeptor hemmen. Aber hemmt es prä- und postsynaptische Rezeptoren?
    Wenn die präsynaptischen Rezeptoren gehemmt werden, müsste es doch aufgrund der Autoregulation
    zur vermehrten Dopaminausschüttung kommen. Wie kommt es dann dazu, dass später die Dopaminausschüttung sinkt?
    Und wo und wie findet eine 5HT2A-Hemmung durch Atypika statt?
    Wie sind Acetylcholin und Glutamat an der Wirkung der Antipsychotika beteiligt?

    Ich freue mich auf eine Antwort.

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
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    Hallo,

    die genauen WM der Antipsychotika sind nicht sicher(!) bekannt!
    Zu Ihren Fragen:
    - es werden (in niedrigen Dosen relevant!) immer auch PRÄ(! korrigiert!)-synaptische D-Rezeptoren gehemmt. Das erhöht die Dopamin-Freisetzung.
    (und ist auch der Grund dafür warum Neuroleptika a) in niedrigen Dosen bei Sulpirid auch als Antidepressiva eingesetzt werden und b) in der niedrig dosierten Einschleichphase entweder noch keinen antipsychotoschen Effekt oder verschlimmern die Erkrankung!)
    - In hohen Dosen setzt sich dann die Hemmung der postsynaptischen Rezeptoren durch!
    5-HT2A-Rez. werden in verschiedenen Hirnregionen gehemmt. Dieser Effekt im mesolimbischen System könnte zur Wirkung beitragen. Vor allem aber ist die Hemmung dieser Rez. im präfrontalen Cortex dafür verantwortlich, dass auch die Negativsymptome günstig beeinflusst werden. Außerdem scheint das auch Dämpfung, Anxiolyse und Gewichtszunahme zu vermitteln.
    ZU Ach und Glut ist bei diesen Substanzen zu wenig sicher bekannt.
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
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  3. #3
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Christoph Behrendt
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    Herr Dr. Ravati hat sich aus Versehen vertippt und meint in diesem Satz:"es werden (in niedrigen Dosen relevant!) immer auch postsynaptische D-Rezeptoren gehemmt." in Wirklichkeit PRÄsynaptische D-Rezeptoren -> Hemmung des negativen Feedbacks.

    Liebe Grüße
    Dr. Christoph Behrendt, Apotheker, Ihr Experte im Forum Pharmazeutische Chemie (v,a, Hauptstudium)
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  4. #4
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    Hallo, habe eine Frage von einem Kunden unserer Apotheke:

    Er bekommt seit 2,5 Monaten Clozapin ( insgesamt 300mg) und Venlafaxin ret. Kapseln 150mg.
    Seit ca. 2 Wochen hat er jeden morgen Durchfall ( 1x nur).
    Kann es an der Medikation liegen, Wechselwirkungen mit der Nahrung, oder....?
    Da er morgen in den Urlaub fliegen möchte ist er ein wenig beunruhigt. Was können wir ihm empfehlen?
    Liebe Grüße

  5. #5
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Christoph Behrendt
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    Hallo,

    ich bräuchte ein paar mehr Informationen.
    Zu Clozapin:
    Verstehe ich Sie richtig, dass als Tagesdosis 300 mg eingenommen werden? Wie sind die Dosen aufgeteilt? Nimmt er abends die höchste Dosis ein (wie es empfohlen wird)?
    Zu Venlafaxin:
    Nimmt der Patient das Arzneimittel mit der Nahrung (wg Verträglichkeit) ein?

    Zu beiden: Die Kombination aus Neuroleptikum und Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer ist kritisch zu hinterfragen. Wenn die Kombi nicht vermeidbar ist, sollte aufgrund der verstärkten Nebenwirkungsrate (v.a. EPMS und anticholinerge NW) evtl. die Neuroleptikumdosis verringert werden. Da beide Arzneistoffe auch gastrointestinale NW aufweisen und das recht häufig, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Diarrhoe auf diese Arzneistoffe zurükzuführen sind. Gerade bei Clozapin ist nach abruptem Absetzen (wie compliant ist der PAtient wirklich??? Denken Sie daran, dass er wahrscheinlich unter Schizophrenie leidet) ein cholinerger Rebound, also Diarrhoe häufig.
    Hat er die Medikamente langsam eingeschlichen?
    Hat er begleitend Fieber oder noch irgendwelche andere Medikamente?

    Wenn er etwas gegen den Durchfall für den Flug haben will, ist gegen die Einnahme von Loperamid aus pharmakologischer Sicht kein Einwand vorhanden, allerdings würde ich diese Empfehlung nur nach Ausschluss einer viralen oder bakteriellen Infektion aussprechen und vielmehr wäre eine Überprüfung der Therapie anzuraten.

    viele Grüße
    Dr. Christoph Behrendt, Apotheker, Ihr Experte im Forum Pharmazeutische Chemie (v,a, Hauptstudium)
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  6. #6
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    Hallo,

    danke für die super schnelle Antwort!
    Zu der Compliance des Patienten kann ich wenig sagen, laut Aussage seiner Frau nimmt er sie regelmäßig. Die Einnahme morgens: 1x 100 mg Clozapin und Venlafaxin 150mg, abends 2x 100mg Clozapin
    nach dem Essen.
    Er nimmt keine weiteren Medikamente, und hat auch kein Fieber. Alle Blutwerte werden wöchentlich überprüft und sind im normalen Bereich. Eine Stuhlprobe wird untersucht, Ergebnis kommt heute. Der Facharzt meinte es könnte an Venlafaxin Kapseln liegen, ggf. will er auf Tabletten wechseln.???
    Falls ihnen noch etwas dazu einfällt, danke ich ihnen für ihre Antwort.
    Liebe Grüße

  7. #7
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Christoph Behrendt
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    Hallo,

    gern geschehen. Die Einnahme der Arznei ist plausibel, allerdings würde ich wie gesagt die Retardkapsel zum Essen einehmen.
    Der Facharzt nimmt ggf. an, dass die nichtlöslichen Sphäroide, die Venlafaxin retardiert im Darm freisetzen, den Durchfall auslösen könnten. Es handelt sich um unverdaubare Zucker-Stärke-Verbindungen, die evtl. auch von Darmbakterien verstoffwechselt werden könnten (mir allerdings nicht bekannt) und damit einen abführenden Effekt haben. Normalerweise werden diese Sphäroide unverändrt ausgeschieden und fallen im Stuhl auch manchen Patienten gelegentlich auf! Da die Magen-Darm-Passage der Kapsel ungefähr solange andauert, kann es sein, dass der morgendliche Stuhl flüssiger als sonst ausfällt. Ein Umstellen auf Tabletten wäre ein Versuch wert, solange keine anderen Nebenwirkungen auftreten und die Gesamttherapie gut vertragen wird. Wie gesagt, anticholinerge Nebenwirkungen sind eher zu beachten.
    Da auch aufgrund des fehlens von Fieber und anderen Symptomen ein Serotoninsyndrom ausgeschlossen werden kann, würde ich eher noch hinterfragen wieviel Flüssigkeit verloren geht und ob nicht vielmehr eine Elektrolytlösung zunächst getrunken werden sollte.
    Ansonsten halte ich diese Nebenwirkung aber erstmal für nicht besorgniserregend solange es nicht zu zuviel Flüssigkeit- und Elektrolytverlust kommt.

    viele Grüße
    Dr. Christoph Behrendt, Apotheker, Ihr Experte im Forum Pharmazeutische Chemie (v,a, Hauptstudium)
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  8. #8
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    Hallo
    Kann mir jemand erklären warum die Antidepressiva erst später stimmungsaufhellend sind

  9. #9
    Premium-User Avatar von Eric Kreuzmann
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    Hallo Sabrina, grundsätzlich besteht bei Depressionen ja die Hypothese, dass es im Kortex, v.a. im mesolimbischen System zu einem Katecholaminmangel kommt. Während der antriebssteigernde Effekt sofort einsetzt, tritt der antidepressive erst mit einer gewissen Latenz auf. Hierbei wird postuliert, dass sich die Rezeptoren erst einmal an die nun veränderte Katecholaminkonzentration adaptieren müssen.

    Also die Latenz der Rezeptoradaption ist das Stcihwort.

    Lg

  10. #10
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    Vielen Dank für die Hilfe

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