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Thema: Nystatin Kapseln

  1. #1
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    Nystatin Kapseln

    Eine Kundin möchte, da sie die ganzen Handelspräparate wegen Lacotose-, Histamin- und sonstwas-Uverträglichkeit nicht verträgt, von uns selbst hergestellte Nystatin-Kapseln haben. Soweit so gut. Nun hat ein von ihr bisher genommenes Handelspräpatat 500.000 I.E. Nystatin pro Tablette.
    Wieviel entspricht das in g? Was muss ich also pro Kapsel einwiegen?
    Und verträgt sich das mit Mannitol/ Aerosil und wie sieht das mit der Stabilität aus? Kühlschrank?

    Danke
    Lukas

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Stefanie Melhorn
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    Hallo Herr Neuner,

    die Aktivität der Nystatin-Substanz finden Sie auf dem jeweiligen Analysenzertifikat. Diese ist auf die getrocknete Substanz bezogen. Sie müssen die Einwaage für jede Charge nach dem Analysenzertifikat unter Berücksichtigung der Angaben zur Wertbestimmung und des Wassergehalts bzw. Trocknungsverlustes berechnen.

    Der auf dem Zertifikat angegebene Aktivitätswert bezieht sich immer auf die getrocknete Substanz. Daher muss zuerst die Aktivität der wasserhaltigen Substanz errechnet werden.

    I.E./mg(Substanz ungetrocknet) = I.E./mg(Substanz getrocknet) * [(100 % - Wassergehalt %) / 100 %]

    Aus der Aktivität der ungetrockneten Substanz können Sie dann über einen Dreisatz die benötigte Einwaage ausrechnen.

    Eine Unverträglichkeit zwischen Mannitol und Nystatin ist mir nicht bekannt.

    Die Stabilität von Nystatin ist von der Einwirkung von Wärme, Sauerstoff, Licht und der Anwesenheit von Schwermetallionen abhängig. Daten über Lagerung und Haltbarkeit von Nystatin und seinen Zubereitungen sind mit Verweis auf unterschiedliche Wirkstoffqualitäten sehr widersprüchlich. Mit dem Pharm. Eur. 4.06 wurde eine Änderung der Lagerungsbedingung für Nystatin umgesetzt. Wurde früher die Kühlschranklagerung vorgeschrieben, steht heute nur noch „dicht verschlossen“ und „vor Licht geschützt“ in der Monographie. Die Kapseln brauchen daher nicht im Kühlschrank gelagert zu werden.

    Der NRF-Richtwert für die Aufbrauchsfrist von Pulverkapseln liegt bei 1 Jahr (NRF Band 1, Tab. I.4.-2.). Dieser kann für die Nystatin-Kapseln angegeben werden.

    Viele Grüße,
    Stefanie Döhring
    Dr. Stefanie Melhorn, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  3. #3
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    Hallo Frau Döring,
    wir haben nun erst einmal NRF 21.4. (isotonische Nystatin Syspension 100.000 I.E.) hergestellt, weil die Kundin auch eine solche Mundsuspension haben wollte. Sie will jetzt ausprobieren, ob sie ihren Bedarf von 500.000 I.E. einfach über diese Suspension regelt oder ob sie trotzdem noch die Kapseln haben will.

    Die Berechnung ist ja voll kompliziert und wenn sie mir's nicht erklärt hätten, hätt ich nicht gewusst, dass ich die Aktivität nur errechnen kann, wenn ich auch den Wassergehalt weiß. Die Kundin wollte näml schon vorher den Preis wissen und so habe ich dann bei der Firma nachgefragt, die das Nystatinpulver vertreibt. Die haben mir da nur die I.E. vom Etikett gesagt, aber nicht erwähnt, dass ich das mit dem Wassergehalt beachten muss.
    Worher kommt das? Wirkt Nystatin nur im Nassen?

    Lukas

  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Stefanie Melhorn
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    Hallo Herr Neuner,

    es handelt sich bei der Nystatin-Berechnung nicht nur um eine Umrechnung von I. E. in g, sondern auch um einen Einwaagekorrektur. Eine Einwaagekorrektur wird bei Wirk- und Konservierungsstoffen durchgeführt, wenn eine Gehaltsminderung von mehr als 2 % zu erwarten ist. Rezeptursubstanz besteht nur sehr selten aus 100 % Wirkstoff. Die Rezeptursubstanzen können in den Grenzen der Arzneibuchspezifikation schon beim Eingang einen Mindergehalt aufweisen. Wird die Gehaltsbestimmung nach Arzneibuch auf die getrocknete Substanz bezogen, muss das enthaltene Wasser mit berücksichtigt werden, da die Substanz bei der Einwaage ja nicht getrocknet vorliegt.

    Die Einwaagekorrektur ist im NRF Band 1, Kapitel I.2.1.1. beschrieben. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit die Einwaagekorrekturfaktoren mit Hilfe einer Excel-Datei zu berechnen. Die Datei finden Sie im NRF-Band 1 im Abschnitt II „Dokumentation“ auf einer CD-ROM oder bei der Computer-Version des NRF unter den DAC/NRF-Tools.

    Viele Grüße,
    Stefanie Döhring
    Dr. Stefanie Melhorn, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  5. #5
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    Hallo Frau Dr. Döring,
    vielen vielen Dank für die vielen netten und geduldigen Erklärungen.
    Die Kundin möchte nun von uns Nystatinkapseln haben und bestellte heute schon zum zweiten Mal die Suspension nach NRF 21.4. Nachdem ich mich letztes Mal schon gefragt habe wie diese eklig aussehende braune Pampe bestehend aus Nystatin, HEC, Glycerol und Wasser wohl schmeckt, habe ich heute mal probiert.
    Das ist ja abartig! So was bitteres habe ich schon lang nicht mehr probiert.
    Da wundert man sich dann doch, dass die Kundin das anscheindend nicht stört, da sie es schon wieder kauft.

    Kann man da beim Geschmack gar nichts machen?

    Lukas

  6. #6
    Kompetenz-Manager Avatar von Antje Lein, Dipl.-Pharm.
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    Hallo Herr Neuner,

    die Nystatin-Suspension NRF 21.4. enthält nur wenige Bestandteile, weil sie vorrangig bei Früh- und Neugeborenen angewendet wird. Deshalb haben wir auf Aromen und Süßungsmittel verzichtet. Aus der Praxis haben wir bisher keine Informationen zu Akzeptanzproblemen.
    Handelsübliche Nystatin-Suspensionen enthalten neben Zucker auch Aromastoffe, wie z. B. Himbeer- oder Kirscharoma. Ein Aroma kann man zusetzen. Ob es allein ausreichend ist, wissen wir nicht. Völlig kaschieren kann man den bitteren Geschmack meistens nicht. Einen Zuckerzusatz wird die Patientin vermutlich ablehnen. Wir gehen davon aus, dass sie eine Darmsanierung vornimmt, bei der so etwas unerwünscht ist. Diese Behandlung ist meines Wissens nach im Übrigen wissenschaftlich umstritten.

    Viele Grüße
    Antje Lein
    Antje Lein, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  7. #7
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    Hallo Frau Lein,
    Zitat Zitat von Antje Lein, Dipl.-Pharm. Beitrag anzeigen
    Einen Zuckerzusatz wird die Patientin vermutlich ablehnen. Wir gehen davon aus, dass sie eine Darmsanierung vornimmt, bei der so etwas unerwünscht ist.
    Ja, danach wollte ich eigentlich auch fragen, gut dass Sie's sagen: Die Patientin lässt sich von uns nun Kapseln mit 500 000 I.E. Nystatin herstellen. Als Füllstoff verwenden wir Mannitol/Aerosil. Da die Kundin auf vieles allergisch ist, hat sie sich von mir die Füllstoffe erklären lassen. Bei der Erwähnung des Zuckeralkohols hat sie gestutz und auch gefragt, ob das nicht eher kontraproduktiv ist.

    Mildert das den fungiziden Effekt des Nystatins nun wirklich sehr ab?
    Wünsche einen schönen Freitag und falls Sie schon Feierabend haben ein schönes WE.
    Lukas

  8. #8
    Kompetenz-Manager Avatar von Antje Lein, Dipl.-Pharm.
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    Hallo Herr Neuner,

    Sie hatten noch ein Frage wegen des Zuckerzusatzes in Nystatin-Suspensionen. Den Sinn von Anti-Pilz-Diäten, wie sie die Kundin wahrscheinlich durchführt, kann ich nicht bewerten. Man liest dazu, dass auf Zucker verzichtet werden soll, um dem Pilz die Nahrung zu entziehen. Deshalb will man vermutlich auch in dem Nystatin-Präparat selbst keinen Zucker haben. Um die Wirkung des Nystatin geht es dabei nach meiner Ansicht erst einmal nicht. Wenn der Zucker in der Nystatin-Suspension grundsätzlich so kontraproduktiv wäre, müsste man ja auch die Konzeption von Fertigarzneimitteln in Frage stellen. Da scheint mir doch der Beweis zu fehlen.

    Viele Grüße. Antje Lein
    Antje Lein, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  9. #9
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Zitat Zitat von Antje Lein, Dipl.-Pharm. Beitrag anzeigen
    Man liest dazu, dass auf Zucker verzichtet werden soll, um dem Pilz die Nahrung zu entziehen. [...]Wenn der Zucker in der Nystatin-Suspension grundsätzlich so kontraproduktiv wäre, müsste man ja auch die Konzeption von Fertigarzneimitteln in Frage stellen. Da scheint mir doch der Beweis zu fehlen.
    Hallo zusammen,
    aktuell hierzu DAZ Nr.20 2011, Seite 70ff "Pilzinfektionen sind heilbar":
    "Die Darmsanierung erfolgt mit Nystatin-Dragees. Zuckerfreie Diäten sind kontraproduktiv, denn die Pilze sterben ohne Zucker nicht ab, sondern stellen sich auf Fett oder Eiweiß um. Die strenge Zuckerabstinenz schadet zudem der Phagozytose und ist deshalb eher ein Risikofaktor".

    Beste Grüße
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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