Madenwürmer im Darm verhindern durch Obst waschen?

[Paula Martins]

Hallo,

meine Kollegin und ich haben letztens eine Kundin beraten, deren Familie wieder und wieder von Madenwürmern gefallen wird und die nach Tipps fragte.

Erklärten ihr Fleisch gut durchzugaren und Obst und Gemüse gut abzuwaschen und evtl auch erst mal nichts rohes. Nachdem die Kundin weg war sprachen meine Kollegin und ich noch weiter über diese Plagegeister und wir fragen uns jetzt:

Warum muss man Obst überhaupt abwaschen? Wie kommen die Würmer, die doch in Tierdärmen hausen, denn da hin?
Und warum ist es ein Problem, wenn man "Nacken" oder "Rücken" eines Fleisches ist? Wie kommen die Würmer denn da hin?

Vielen Dank, wir sind verwirrt...

Paula

[Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.]

Hallo,


eine typische Kontaminationsmöglichkeit von Obst und Gemüse stellt sicherlich das Düngen mit Tierfäkalien (Jauche, Gülle etc.) dar; dieses sollte nach Möglichkeit vor dem Verzehr stets gründlich gewaschen werden. Da die Eier des Madenwurms sehr klein sind (typische Größe: etwa 20-30 µm auf bis zu 50 µm), können sie sich ähnlich wie Staub auf der Schale von Früchten festsetzen; sie sind bis zu 3 Wochen überlebensfähig.

Der Übergang vom Darm über die Blutgefäße in Muskeln und Organe ist meinem Kenntnisstand nach eigentlich eher typisch für Rinder- und Schweinebandwürmer als für Madenwürmer...

Bei wiederholtem Wurmbefall sollten in jedem Fall Hygienemaßnahmen an oberster Stelle stehen (Händewaschen, Nagelreinigung!, Auskochen von Bett- und Unterwäsche), um den tückischen Kreislauf der Selbstinfektion zu unterbinden. Eine medikamentöse Therapie (Rx!) kann nach eindeutigem Befund durch den Arzt erwogen werden.


Mit besten Grüßen -

C. Kreiss

[Paula Martins]

Guten Morgen Herr Kreiss,

schin einmal vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.

D.h. also, wenn die Familie beispielsweise Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten essen würde (und dort nicht mit Fäkalien gedüngt wurde), kann theroretisch keine Reinfektion eintreten?

Ich hab mal gehört, dass man von rohem Mett, wenn man empflindlich ist, auch Madenwürmer bekommen kann (hatte eine Freundin von mir angeblich), daher kam ich auf die Frage, wie das denn überhaupt ins Mett gekommen sein soll? Oder ist das evtl eine allgemeine Kontamination in der Schlachterei?

Nochmals Danke
Paula

[Paula Martins]

Noch eine Rückfrage. Mir fällt gerade noch folgendes ein.

Ich sprach mit der verzweifelten Mutter über viele Tipps rund um das Thema häufiger Madenwurmbefall und fragte dann auch, ob sie Haustiere hätten. Ja, eine Katze, aber der Kinderarzt hätte bereits gesagt, dass Haustiere wie Katzen keine Madenwürmer übertragen. Stimmt das? Katzen können ja sehr wohl Würmer haben, aber das sind dann andere?

Sorry, wegen der vielen Fragen
Paula

[Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.]

Liebe Frau Martins,


verzeihen Sie die vespätete Beantwortung Ihrer Fragen.

Wenn Katzen im Garten unterwegs sind, sollte das dort angebaute Obst / Gemüse vor dem Verzehr in jedem Fall gut gewaschen werden, da über die felinen Fäkalien verschiedene Krankheitserreger verbreitet werden können, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Wurminfektionen_der_Katze. Zum Befall von Katzen mit Madenwürmern konnte ich leider nichts finden; ich gehe davon aus, dass dieser eher selten ist bzw. gar nicht vorkommt.

Zum Topos "Madenwürmer und Mett": Der Übergang von Würmern aus dem Darm über die Blutgefäße in Muskelgewebe ist neben den oben erwähnten Bandwürmern (Klasse Cestoda) auch möglich bei bestimmten Fadenwürmern (Stamm Nematoda), insbesondere Trichinen (Gattung Trichinella). Zum - unappetilichen - Lebenszyklus der Letzteren siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Trichinen. Könnte es sein, dass Sie, bzw. Ihre Freundin, da etwas verwechselt haben, über das Vorkommen von den ebenfalls zu den Nematoden zählenden Madenwürmern (Gattung: Enterobius) in Frischfleisch habe ich auch bei weiterer Recherche keine Belege gefunden...


Mit besten Grüßen -

C. Kreiss