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Thema: Serotoninmangel

  1. #1
    Premium-User
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    Serotoninmangel

    Warum werden bei nachgewiesenem Serotoninmangel nicht (mehr) Tryptophan bzw. 5-HTP eingesetzt, sondern SSRI (Fluoxetin)?

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Prof. Dr. Hartmut Morck
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    Sehr geehrte Frau Nicoleit-Hauer,
    aus medizinischer Sicht gibt es nach meiner Meinung keine primären Serotoninmangelzustände. Serotonin wird aus der essentiellen Aminosäure Tryphophan durch Hydroxilierung und anschließender Decarboxylierung unter Katalyse von Vitamin B6 gebildet. Diese Biosynthese läuft in den enterochromatischen Zellen der Dünndarmmucosa ab. Das entstandene Bioamin Serotonin ist ein Transmitter mit vielen physiologischen Funktionen, die über 14 spezifische 5-HT-Rezeptoren, die sich in 7 Hauptgruppen unterteilen lassen, vermittelt werden.
    Die phyiologischen Bedeutungen der verschiedenen 5-HT-Rezeptoren sind noch nicht endgültig geklärt. Im ZNS-Bereich ist Serotonin ein Neurotransmitter. So kann ein Serotonin-Mangel an postsynaptischen Rezeptoren unter anderem Depressionen auslösen, wobei auch eine niedrigere Exprimierung der postsynaptischen 5-HT-Rezeptoren als Ursache diskutiert werden muss. Gerade dieses Beispiel zeigt, dass es im Prinzip wissenschaftlich keine generelle Definition eines allgemeinen Serotoninmangels geben kann. Serotonin-Mangelzustände sind also rezeptorspezifisch zuzuordnen und müssen gezielt therapiert werden. Die perorale Gabe von Trythophan kann Symptome solcher spezifischen Serotoninmangelzustände nicht beseitigen. Viele Nahrungsergänzungsmittel erheben zwar diesen Anspruch, können die Wirksamkeit aber nicht mit klinischen Daten belegen. Deshalb wurden selektiv wirkende Stoffe entwickelt, wie die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) wie Fluoxetin.
    Wichtig ist bei solchen Substanzen außerdem die Rezeptor-Spezifität, um das Nebenwirkungsspektrum so niedrig wie möglich zu halten. Ähnlich sieht es
    bei den Triptanen aus, die als Agonisten spezifisch an den 5-HT-1B- Rezeptoren interagieren, um eine Serotonin-induzierte Gefäßerweiterung zu bewirken und somit den Migräneanfall entgegen zu wirken. Ein Gabe von Trypthophan wird auch bei Migräne keine Wirksamkeit zeigen können.

    Prof. Dr. Hartmut Morck
    Geändert von Prof. Dr. Hartmut Morck (20.04.2011 um 14:31 Uhr)

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