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Thema: Herstellung - Impfstoffe und proteine

  1. #1
    Premium-User Avatar von katjasalzig
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    Herstellung - Impfstoffe und proteine

    Guten Abend,

    mir sind 2 Dinge nicht klar, die ich unbedingt für mein Examen am Donnerstag wissen sollte...:

    1. Wenn nach Herstellungsweise eines Impfstoffs gefragt ist, was möchte der prüfer hören? Stellt man das ganz normal wie einen AK her und wenn ja, welche Art von AK ist das - kann man (chimär/humanisiert, ....)? oder ganz anders? Gibt es da eine Art Rezept, das ich mir merken kann?

    2. Wenn ich gentechnisch ein protein herstelle und überprüfe, ob mein Insert im plasmid gelandet ist, mache ich das bei prokaryontischen Wirtszellen mit dem Blau Weiß screening - was mache ich denn bei Eukaryonten?

    Vielleicht sind die Antworten ganz naheliegend aber wenn man Bio in wenigen Wochen lernen muss, bleibt das Gesamtverständnis manchmal etwas auf der Strecke:-(
    Vielen Dank schonmal für eine möglichst rasche Antwort!

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.
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    Sehr geehrte Frau Hufnagel,

    was nun genau IHR Prüfer hören möchte, vermag ich natürlich nicht zu sagen. In jedem Fall sollten Sie in der Lage sein, einen strukturierten Überblick zum Thema "Impfung" wiederzugeben. Nochmals zur Wiederholung:


    Aktive Immunisierung: Verabreichung von bestimmten Krankheitserregern oder deren Antigenen, die das Immunsystem anregen sollen, bestimmte Antikörper herzustellen. Eingesetzt werden:

    Lebendimpfstoffe:

    a) Abgeschwächte (attenuierte) aber noch vermehrungsfähige Bakterien oder Viren. Beispiele: perorale Typhusimpfung (Bakterien); Impfungen gegen Masern, Röteln, Mumps (Viren)

    Totimpfstoffe:

    a) Abgetötete (inaktivierte) Bakterien (Cholera) oder Viren (Hepatitis A, Tollwut)

    b) Einzelne Antigene ("Spaltvakzine") von Bakterien (Haemophilus influenzae b) oder Viren (Hepatitis B, Influenza)

    c) Toxoide: Nicht pathogene Untereinheiten bakterieller Toxine (Cholera, Tetanus, Pertussis)


    Passive Immunisierung: Direkte Applikation von Antikörpern, welche gegen einen bestimmten Krankheitserreger gerichtet sind.

    Beispiele: Diphtherie, Tetanus (als Postexpositionsprophylaxe nach potentiell erfolgtem Kontakt mit dem Erreger)

    Ich vermute, Ihre Frage nach der Herstellung bezieht sich auf die im Zusammenhang mit der passiven Immunisierung verwendeten Antikörper.

    Hierzu wird (Säuge-)tieren oder Menschen abgeschwächte Formen eines Krankheitserregers bzw. dessen Antigenen verabreicht. Die von den B-Zellen als Reaktion produzierten Immunglobuline (IgG) werden nach Blutentnahme und Poolen der Blutproben aufgereinigt. Da diese AK von verschiedenen B-Zellen abstammen, spricht man von polyklonalen AK. Sie sind - im Gegensatz zu monoklonalen AK - gegen verschiedene Epitope des pathogenen Antigens gerichtet.

    Doch Vorsicht! Es gibt neuerdings auch monoklonale AK, die zur passiven Immunisierung eingesetzt werden, Beispiel: Palivizumab (humanisierter AK zur Prophylaxe des Respiratory-Syncytial-Virus bei Kindern). Dies dann anbringen, wenn's Richtung Einsplus geht, ansonsten erst einmal obiges Schema können!


    Einige Anmerkungen zum Thema Impfungen:

    - Obwohl Viren keine Lebewesen im eigentlichen Sinne sind, werden sie dennoch zu den Lebendimpfstoffen gezählt

    - Die Anwendung von Lebendimpfstoffen ist in der Regel nachhaltiger als die Impfung mit Totimpfstoffen; die kürzeste "Wirkdauer" haben passive Immunisierungen

    - Zunehmend wird nur noch im Zusammenhang mit der aktiven Immunisierung von Impfstoffen bzw. Vakzinen gesprochen; direkt verabreichte Zubereitungen von Antikörpern im Sinne einer passiven Immunisierung hingegen werden als Immun- oder Impfsera bezeichnet. Insbesondere im angelsächsischen Sprachraum wird strikt zwischen den Begriffen vaccine und antiserum unterschieden.

    - Die "erste Adresse" für sämtliche praktischen Belange im Zusammenhang mit dem Thema Impfungen ist das Robert-Koch-Institut in Berlin, insbesondere deren Ständige Impfkommission (STIKO); unbedingt versuchen, diese Einrichtungen in der Prüfung unterzubringen, wenn möglich (und thematisch angebracht )!


    Zu Ihrer zweiten Frage, der Übersicht halber, in einem separaten Posting...
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  3. #3
    Kompetenz-Manager Avatar von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.
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    Zu Ihrer zweiten Frage:

    Da die β-Galactosidase auch in eukaryotischen Zellen vorhanden ist, kann die Enzymaktivität auch in diesen zur Detektion des erfolgten Einbaus eines Gens in die DNA verwendet werden. Ein Beispiel hierfür ist das sog. Hefe-Zwei-Hybrid-System (= Yeast Two-Hybrid System) zur Untersuchung von DNA-DNA-Interaktionen in Saccharomyces cervisiae.

    Bei Knock-Out-Mäusen kann der zusätzliche Einbau eines Markergens (z.B. für Neomycinresistenz) in die DNA der Stammzelle als unmittelbarer Indikator dienen: überlebt die Zelle nach Gabe von Neomycin, so war der Einbau des Neomycinresistenzgens (und somit auch des eigentlich intendierten Gens) erfolgreich.


    Mit besten Grüßen und alles Gute für Ihre Prüfung wünschend -

    CK
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  4. #4
    Premium-User Avatar von katjasalzig
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    Vielen Dank für die ausführliche und hilfreiche Antwort!

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