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Thema: Applikationszeitpunkt von Arzneimitteln, deren Resorption vom pH abhängt

  1. #1
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    Applikationszeitpunkt von Arzneimitteln, deren Resorption vom pH abhängt

    Guten Abend,
    im praxisbegleitenden Unterricht hatten wir einen Vortrag, bei dem wurde folgendes gesagt:
    Pharmaka, die Protonen zur Resorption benötigen, beispielsweise Itrakonazol, sollte der Patient am besten nach dem Essen nehmen.
    Wir Hörer waren uns da recht einig, dass es sinnvoller wäre, dies 1h vor dem Essen zu tun, weil der Magen dann doch sauer ist, der Dozent hat aber folgendermaßen argumentiert:
    Nach dem Essen sei der Magen zwar nicht sauer, es werden durch den Essensreiz jedoch Protonen ausgeschüttet und die würden ja schon ausreichen, damit Itrakonazol resorbiert werden können und dass das sinnvoller sei als die Einnahme vor dem Essen.

    Wie sehen Sie das?

    Christine Mann
    PiP

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Jörg Brüggmann
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    Die orale Bioverfügbarkeit von Itraconazol beträgt bei Nüchterneinnahme 55% und bei Einnahme nach
    einer Mahlzeit nahezu 100%, so dass hier insbesondere die Magenverweildauer einen größeren Einfluss
    als die mögliche nahrungsbedingte Säureneutralisation hat - eine "normale" Säurekonzentration im Magen vorausgesetzt.
    Eine Antacidität (z.B. durch Antacidida, PPI oder H2-Antagonisten) reduziert die BV erheblich und ist
    als signifikante Interaktion zu werten.
    Am besten ist also die Einnahme nach dem Essen bei gleichzeitiger Einnahme mit einem Cola-Getränk
    (ist durch Studien bestätigt).

  3. #3
    Premium-User
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    Guten Tag Dr. Brüggmann,


    Zitat Zitat von Dr. Jörg Brüggmann Beitrag anzeigen
    so dass hier insbesondere die Magenverweildauer einen größeren Einfluss als die mögliche nahrungsbedingte Säureneutralisation hat - eine "normale" Säurekonzentration im Magen vorausgesetzt.
    Das heißt dann also, dass diese paar Protonen halt trotzdem noch ausreichen und die längere Verweildauer die größere Rolle spielt.
    Ich dachte bisher immer, dass durch Essen die Magensäure verbraucht wird, das scheint hier aber gar nicht so gravierend zu sein, richtig?

    Man soll magensaftresistente Zubereitungen ja deshalb auch eigentlich 1/2 bis 1 h vor dem Essen einnehmen, dann ist die Problematik hierbei auch nicht so schlimm? Oder braucht Itraconazol weniger Protonen im Vergleich zu magensaftresistenten Zubereitungen?

    Zitat Zitat von Dr. Jörg Brüggmann Beitrag anzeigen
    Eine Antacidität (z.B. durch Antacidida, PPI oder H2-Antagonisten) reduziert die BV erheblich und ist als signifikante Interaktion zu werten.
    Am besten ist also die Einnahme nach dem Essen bei gleichzeitiger Einnahme mit einem Cola-Getränk
    (ist durch Studien bestätigt).
    -> also wirken Antazida auch viel, viel stärker als eine ordentlich Portion Essen auf den Magen pH?

    Danke schon mal für die Mühe
    Christine Mann
    PiP

  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Jörg Brüggmann
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    Richtig, es ist ein Zusammenspiel von beiden Faktoren. In diesem Fall liegen die genannten Studiendaten vor, so dass die schwierige Abschätzung hier nicht notwendig ist.
    Monolithisch magensaftresistente Darreichungsformen gibt man in Nüchternperioden, damit diese als
    an sich unverdauliche Bestandteile durch die sog. house-keeper waves (komplette Magenentleerung)
    in den Dünndarm gelangen. Es sollten aber möglichst polydisperse magensaftresistenten Darreichungsformen eingesetzt werden. Diese können den geschlossenen Pylorus passieren.

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