Rule of Unity

[Patricia Eisermann]

Hallihallo!
Bin gerade im Biopharmazie-Skript über die Rule of Unity gestolpert.
Laut Skript soll die Absorption ja gut sein, wenn der Absorptionsparameter Pi über 1 ist.
So weit so gut.
Diese Bedingung ist laut Formel und Text dann erfüllt, wenn der Verteilungskoeffizient über 1 ist und die Übersättigungszahl gleich 1.
Auch neben der Formel in meinem Skript steht nochmal, dass die Übersättigungszahl größer oder gleich 1 sein kann.
Aber warum denn nicht kleiner?
Sie setzt sich ja zusammen aus dem Quotienten von Dosis in 250ml "Darmsaft" und der Sättigungskonzentration des Stoffes in Wasser.
Ist die verabreichte Dosis größer als die Sättigungskonz. wird die Übersättigungszahl groß dh. über 1, das ist schlecht.
Ist die verabreichte Dosis genauso groß wie die Sättigungskonz., ist die Übersättigungszahl gleich 1, was ja okay ist.
So, aber die Dosis könnte doch genauso kleiner sein, als die Sättigungskonzentration, oder nicht?
Dann würde ja der Absorptionsparameter noch größer als mit einer Übersättigungszahl=1 und das wäre doch gut?
Ist dieser Fall in meinem Skript einfach nicht erwähnt/ zu unwahrscheinlich oder habe ich einen Denkfehler?

Vielen Dank schonmal!

[Dr. Joachim Schäfer]

Hallo, :-)

Entschuldigung, dass es mit der Antwort etwas dauert. Mir selbst liegt das Biopharmazie-Skript nicht vor, von daher müsste ich zur Beantwortung ein Stück weit spekulieren. Wollen wir noch ein bisschen warten? Herr Dr. Weidenauer (oder Herr Dr. Schiffter? Bei wem waren Sie denn im Kurs?) beantwortet die Frage sicherlich sehr bald.

Beste Grüße

[Patricia Eisermann]

Hallo!
Meine Frage bezog sich auf mein Vorlesungsskript von der Uni Leipzig, nicht vom Ravati-Kurs.. ich hoffe, das ist jetzt kein Problem.
Ich wäre auf jeden Fall für jede Idee dankbar.
Ein Bild von der Folie zu kopieren wäre ja bestimmt nicht ganz legal..aber ich hoffe, man kann es sich in etwa vorstellen, was mein Problem ist, und die Formel für die Rule of Unity ist ja bei mir auch nicht anders, als anderswo.

Grüße!

[Dr. Joachim Schäfer]

Hallo nochmal,

ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht. Bei dem Thema Rule of Unity darfst du nicht vergessen, dass es sich dabei (noch?) nicht um wirkliches Lehrbuch-Wissen handelt. Von daher kann ich tatsächlich ohne euer Skript zu kennen, nur sehr wenig definitive Aussagen machen. Ich weiß ja auch nicht, was genau damals in der Vorlesung besprochen wurde.
Allerdings habe ich mich vor einiger Zeit mit dem Thema Löslichkeit (gerade von schwerlöslichen Arzneistoffen) auseinandergesetzt und bin da über ein paar Veröffentlichungen gestolpert. Von daher verstehe ich, dass du dir über diese Frage Gedanken machst.
Grundlegend ist m. E. n. deine obige Darlegung völlig richtig! Die Original-Autoren der zugrunde liegenden Formel schließen außerdem den Fall mit einer Übersättigungszahl kleiner 1 nicht kategorisch aus, dieser ist aber nicht relevant für die Arzneistoffe, die beschrieben werden sollen.
Falls du durch die Uni Zugang zu den entsprechenden Quellen hast, findest du die Original-Veröffentlichung unter:
"Predicting Passive Intenstinal Absorption Using A Single Parameter" von Tapan Sangvhi et al (University of Arizona, QSAR, 2003)

Ich kann dir nur raten, dich bei konkreten Fragen zu deinem Skript an den entsprechenden Dozenten deiner Uni zu wenden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Vorlesung unter einem bestimmen Kontext stand...?

Viele Grüße,
Joachim Schäfer

[Patricia Eisermann]

Guten Morgen!

Erstmal vielen Dank für die Antwort! Leider habe ich zu dem besagten Artikel keinen Zugang, aber das ist nicht so schlimm, es reicht mir zu wissen, dass es prinzipiell möglich wäre und ich nicht in völlig falschen Kategorien gedacht habe.. ^^
Die Rule of Unity gabs bei uns in der Vorlesung zusammen mit Verteilungskoeffizient und Rule of Five als Beispiel für Möglichkeiten zur Vorhersage der Absorption eines Arzneistoffes. Dabei war auch die Quintessenz, dass die Rule of Unity zur Vorhersage besser geeignet sei, als die Rule of Five, da sie insgesamt wohl eine bessere "Trefferquote" aufweist..

[Dr. Joachim Schäfer]

Dann habe ich auch noch eine Ergänzung: Ich finde es wirklich gut, dass ihr in Leipzig davon gelehrt bekommt. Die Rule of Unity ist besser geeignet als Lipinskis Rule of Five, da sie zwischen gelöstem und ungelöstem Arzneistoff unterscheiden kann. Nachdem heutzutage neue Arzneistoffe häufig BCS-II sind (also schlecht löslich), machen diese Betrachtungen aktuell auch wirklich Sinn!
Wie gesagt: Die Hintergründe sind vermutlich aus der o. g. Veröffentlichung entnommen. Grundsätzlich wirkst du aber so, als hättest du es verstanden. :-)

[Patricia Eisermann]

Es war lediglich immer diese kleine Punkt der mich stutzig gemacht hat, aber klar, wir haben ja auch gelernt, dass gerade viele neue Arzneistoffe, die auf den Markt kommen in die Kategorie der schlecht löslichen gehört, von daher macht diese Betrachtung natürlich Sinn.
Dann werde ich das so im Kopf abspeichern, womöglich hilft es mir ja nächsten Mittwoch in der Techno-Prüfung.

Grüße!

[Dr. Joachim Schäfer]

Super, dann hoffen wir das! :-)
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Prüfung!

[Ivan Makhnusha]

Hallo,

beim Nacharbeiten des Leipziger Biopharmazie Skriptes bin ich auf das gleiche Problem gestoßen, nach einer Lösung gesucht und hier im Forum gelandet. Ich habe bisschen in der Literatur gesucht und im Buch Biopharmazie von P. Langguth, G. Fricker, H. Wunderli-Allenspach fündig geworden. Dort ist die Übersättigungszahl unter dem Namen Dosiszahl (D0) zu finden (S. 189): D(0) = (D/V)/L. Die Dosiszahl kann wirklich unter 1 sein
"In diesem Fall sind Dosiszahlen <,=1 ein Indiz dafür, dass die Löslichkeit sich nicht negativ auf die Absorption eines Wirkstoffes auswirken sollte. In der Praxis zegt sich allerdings, dass dieser Grenzwert sehr vorsichtig gewählt wurde. So ist für einige Arzneistoffe bekannt (z.B. Nifedipin, Felodipin), dass sie trotz Dosiszahlen >1 vollständig absorbiert werden..."

Herzlicher Gruß

Ivan