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Thema: Eiweiß und Dialyse

  1. #1
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    Eiweiß und Dialyse

    Liebe Kollegen,

    ich habe einmal eine fachliche Frage....

    Wir haben eine Patientin, die dialysepflichtig ist.....

    Sie habe stark abgenommen und ihr Arzt sagte zu ihr, sie solle sich aus der Apotheke Eiweißpulver besorgen...

    Die Kundin hat sich dann ein Eiweißpulver bei der Kollegen rausgesucht und diese hat das Pulver auch bestellt (sanform Protein Sojaeiweiß)...

    Bei mir wollte unsere Patientin das Pulver dann abholen.
    Ich kenne diese Patienten und habe sie gefragt, ob sie jedes Eiweißpulver nehmen dürfe... Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass gewisse Eiweißpulver aufgrund des Phosphatgehaltes nicht für niereninsuffiziente Patienten geeignet sind....

    Daraufhin habe ich die Kundin gebeten, sie solle dies nochmal mit ihren Nierenarzt absprechen (sie muss heute eh zur Dialyse) und bei ihrem nächsten Besuch kann sie das Pulver immer noch abholen...

    Jetzt meine Frage, muss ich bei der Auswahl des Eiweisses auf ein phosphatreduziertes Eiweiss achten? (Die Patienten bekommt natürlich Phosphatbinder...)....Oder ist die Niere ja eh schon zerschossen und das Phosphat aus dem Pulver macht nichts, da es ja auch mit der Dialyse entfernt wird....

    Die Patientin meinte zu mir, eine gewissen Restfunktion der Niere ist noch vorhanden....

    Und warum gibt es Trinknahrungen bzw. Pulver, die für niereninsuffiziente Patienten geeignet sind, wo aber dabei steht: nicht dialysepflichtig.....

    Gibt es da dann Unterschiede bei der Produktauswahl.....?

    Für Ihre Informationen wäre ich sehr dankbar.....

    MfG

    loganx

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
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    Hallo,

    empfohlen ist: phosphatarme Ernährung --> JA aber - Nicht auf (phospahthaltiges) Eiweiß verzichten. Nach Leitlinie DGfN
    "Eiweißzufuhr bei dialysepflichtigen Patienten: Für Patienten mit einer Peritonealdialyse ist eine
    tägliche Eiweißzufuhr von 1,2 bis1,3 g/kg KG (davon 50 % als hochwertiges Eiweiß) anzuraten. Für
    Patienten mit einer Heimhämodialyse wird eine tägliche Eiweißzufuhr von 1,2 g/kg KG (davon 50 %
    als hochwertiges Eiweiß) empfohlen"
    http://www.versorgungsleitlinien.de/...hro-lang-5.pdf

    Die PZ berichtete gerade über den neuen Arzneistoff "Colestilan" (BindRen)
    Hyperphosphatämie ist ein klassischer Befund bei Patienten in fortgeschrittenen Stadien chronischer Nierenerkrankungen. Die Betroffenen können Phosphat nicht in ausreichender Menge mit dem Urin ausscheiden. Der Normwert bei Erwachsenen von circa 0,8 bis 1,5 mmol/l Serum wird überschritten. Erhöhte Phosphatspiegel haben vor allem kardiovaskuläre Effekte. Denn sie induzieren Gefäßverkalkungen, die mit erhöhter kardiovaskulärer Morbidität assoziiert sind. Diese stellen zudem einen Prädiktor von Gesamt- und kardiovaskulärer Mortalität bei den Betroffenen, vor allem bei Dialyse-Patienten, dar. Auch eine renale Osteopathie, die zu Knochenschmerzen und Knochenbrüchen führen kann, kann durch zu hohe Phosphatspiegel im Blut ausgelöst werden.
    Mediziner empfehlen den Patienten eine diätetische Phosphatrestriktion. Ein zu strikter Verzicht auf Phosphat-haltige Lebensmittel kann jedoch gleichzeitig mit einer Eiweißunterversorgung verbunden sein, die ihrerseits das Mortalitätsrisiko steigert. Phosphat runter, Protein rauf: Um dies zu ermöglichen, spielen Phosphatbinder eine wichtige Rolle im Phosphat-Management niereninsuffizienter Patienten.
    Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Calcium-basierten und Calcium-freien Phosphatbindern. Zur ersten Gruppe zählen zum Beispiel Calciumcarbonat und Calciumacetat. In höheren Dosen eingesetzt, bergen sie jedoch ein mögliches Gefäßverkalkungsrisiko. Zu den Calcium-freien Phosphatbindern gehören zum Beispiel Magne¬siumhydroxid, Magnesiumcarbonat, Sevelamerhydrochlorid beziehungsweise -carbonat sowie Lanthancarbonat. Weltweit werden schätzungsweise 200 Millionen Dialyse-Patienten mit Phosphatbindern behandelt.
    Mit Colestilan (BindRen® 1 g Filmtabletten und 2 g sowie 3 g Granulat, Mitsubishi Pharma Europe) ist seit April 2013 ein neuer Phosphatbinder auf dem deutschen Markt. Ursprünglich wurde die Substanz zur Bindung von Gallensäuren entwickelt und wird bis dato außerhalb Deutschlands als Cholesterol-senker vermarktet. Zugelassen ist Colestilan in der EU für die Behandlung von Hyperphosphatämie bei erwachsenen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung im sehr fortgeschrittenen Stadium, die eine Hämo- oder Peritonealdialyse erhalten.
    Das langkettige Polymer Colestilan hat ein mittleres Molekulargewicht von 174 628 Dalton und eine komplexe sterische Struktur. Colestilan ist ein metallfreies, nicht resorbierbares Anionenaustauscherharz zur oralen Einnahme, das Phosphat aus der Nahrung im Verdauungstrakt bindet und somit die Phosphatkonzentration im Blut senkt. In den Imidazolringen der polymeren Molekülstruktur liegt eine delokalisierte positive Ladung vor, an der Chlorid gebunden ist, das dann durch Phosphat verdrängt wird.
    Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 6 bis 9 g pro Tag. Der Patient sollte die Tagesdosis in drei gleichmäßig aufgeteilten Dosen mit oder unmittelbar nach den Mahlzeiten mit einer ausreichenden Menge Wasser zur Unterstützung des Schluckens einnehmen. Die Aufteilung der täglichen Dosis kann auf Anraten des Arztes unter Berücksichtigung der Phosphataufnahme durch die Ernährung variiert werden. Ärzte sollten den Phosphatspiegel der Patienten regelmäßig überprüfen und sie zur phosphatarmen Diät motivieren. Alle zwei bis drei Wochen kann die Colestilan-Dosis erhöht werden, bis ein akzeptabler Phosphatspiegel im Blut erreicht ist. Die Höchstdosis sind 15 g Wirkstoff pro Tag.
    Kontraindiziert ist Colestilan bei Patienten mit Darmobstruktion. Sicherheit und Wirksamkeit des Anionenaustauschers wurden bei bestimmten Patientengruppen nicht untersucht. Nicht empfohlen wird Colestilan daher zum Beispiel bei Schluckstörungen, Gallenobstruktion, schwerer Leberfunktionsstörung und Krampfleiden.
    Colestilan wurde in zwei placebokontrollierten Hauptstudien bei 273 Erwachsenen mit chronischer Nieren¬erkrankung und Hyperphosphatämie untersucht. Alle Patienten waren Dialyse-pflichtig und erhielten drei Monate lang den neuen Phosphatbinder in einer flexiblen Dosis. In einer weiteren Studie mit 642 Patienten wurden über drei Monate die Wirkungen von Colestilan in unterschiedlichen festen Dosen mit denen von Placebo verglichen. Bei allen Studien wurde die Veränderung der durchschnittlichen Phosphatmenge im Blut untersucht. In der ersten Studie senkte eine durchschnittliche Dosis von 11,5 g Colestilan den Phosphatspiegel im Blut nach drei Monaten um durchschnittlich 0,36 mmol/l (von 2,33 mmol/l auf 1,94 mmol/l). Ähnliches zeigte sich in der zweiten Studie, in der eine durchschnittliche Dosis von 13,1 g Wirkstoff den Phosphatspiegel im Blut um durchschnittlich 0,50 mmol/l reduzierte (von 2,44 mmol/l auf 1,94 mmol/l).
    Auch eine dritte Studie zeigte, dass der Anionenaustauscher mit Dosen von 6, 9, 12 und 15 g pro Tag wirksamer war als Placebo: Die Senkung der Phosphatspiegel im Blut betrug im Vergleich zu Placebo 0,16, 0,21, 0,19 sowie 0,37 mmol/l. Darüber hinaus zeigten zwei offene Langzeitstudien mit flexibler Dosis, dass die Reduktion des Phosphatspiegels über bis zu einem Jahr aufrechterhalten wurde. Nach zwölf Monaten betrug der mittlere Phosphatspiegel 1,89 mmol/l im Serum (Ausgangswert 2,28 mmol/l). Die Mehrheit der Patienten in den Langzeitstudien nahm 12 oder 15 g Wirkstoff täglich ein.
    Bei ungefähr 30 Prozent der Patienten kam es zu Nebenwirkungen. Die häufigsten waren Übelkeit, Dyspepsie und Erbrechen (alle häufig). Die schwersten Nebenwirkungen waren gastrointestinale Blutung (gelegentlich) und Obstipation (häufig).
    Colestilan wird nicht aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert, kann jedoch die Bioverfügbarkeit oder Resorptionsrate anderer Arzneimittel beeinflussen. Bei Gabe eines Arzneimittels, bei dem eine Reduktion der Bioverfügbarkeit klinisch relevant für die Sicherheit oder Wirksamkeit sein könnte, sollte dieses Arzneimittel mindestens eine Stunde vor oder drei Stunden nach der Einnahme von Colestilan gegeben werden. Die gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln mit einem engen therapeutischen Fenster erfordert bei Beginn oder Anpassung der Dosierung von Colestilan oder dem gleichzeitig gegebenen Arzneimittel eine enge Überwachung der Wirkstoffkonzentrationen oder Nebenwirkungen. So wird zum Beispiel auch bei Patienten mit Hypothyreose bei gleichzeitiger Gabe von Levothyroxin und Colestilan eine enge Überwachung empfohlen. Laut Fachinformation kann auch die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva beeinträchtigt sein.
    Darüber hinaus hat der Wirkstoff in klinischen Studien von bis zu einem Jahr zu keiner klinisch relevanten Reduktion der Resorption von Vitamin A, D, E oder K geführt. Bei Patienten mit Anfälligkeit für einen Mangel an Vitamin K oder an fettlöslichen Vitaminen, zum Beispiel Patienten mit Malabsorptions-Syndromen und unter Coumarin-Therapie, ist jedoch Vorsicht geboten. Bei diesen Patienten wird eine Überwachung der Konzentrationen von Vit¬amin A, D und E oder des Vitamin-K-Status empfohlen; die Vitamine sollten gegebenenfalls ergänzt werden.

    Vorläufige Bewertung: Analogpräparat
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
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  3. #3
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