Statine und CYP-Inhibitoren

[Anna Gabriel]

Hallo,

nachdem meine letzte Frage so überragend beantwortet wurde, hab ich gleich noch eine gefunden:

Wie und warum kann Clarithromycin die Wirkung von Lovastatin beeinflussen?


Ich sehe da 2 Antwortmöglichkeiten
1. Clarithromycin hemmt als CYP-Induktor den Abbau von Statinen, die über CYP-3A4 metabolisiert werden. Es kommt zu Myopathie - Rhabdomyolyse. - Letztendlich wollen doch immer alle Rhabdomyolyse hören, wenn es um Problematik mit Statinen geht oder?

2. Lovastatin ist als Prodrug anzusehen und wird in der Leber über CYP-Enzyme erst in die aktive Form umgewandelt. Durch CYP-Inhibitoren wie Clarithromycin wird die therapeutische Dosis von der aktiven Form von Lovastatin gar nicht erst erreicht.


Welche der beiden Antwortmöglichkeiten ist denn richtig oder bin ich komplett auf dem Holzweg?

[Dr. Christoph Behrendt]

Hallo Frau Gabriel,

Sie sprechen auf eine der klassischen WW zwischen Statinen und bestimmten Antibiotika an, die auch absolute klinische Relevanz haben, so dass wir als Apotheker/innen bei Bemerkung einer gleichzeitigen Verordnung von Lovastatin und Makrolid-AB (Erythromycin>Clarithromycin>Roxithromycin>Azithro mycin nach absteigender Relevanz) eingreifen müssen bzw. den Arzt hinweisen müssen.
Der Mechanismus der pharmakokinetischen WW entspricht der Antwort 1: CYP3A4-Hemmung -> Anstieg der Statin-AUC (tlw. um 70-130 %) -> Rhabdomyolysegefahr!
Antwortmöglichkeit 2 würde ich ausschließen, da die hydrolytische Spaltung des Lacton-Prodrugs nicht von CYP3A4 abhängt und genug Lovastatin-wirkform vorliegen wird. Übrigens wäre ein Vorschlag an den verschreibenden Arzt auf eine Beta-Lactam-Antibiotikum (je nach Erkrankung) auszuweichen oder ein Statin zu empfehlen, das weniger über CYP3A4 abgebaut wird, z.B. Fluvastatin. Da die Antibiose in der Regel kurzfristig erfolgt, würde ich zu Ersterem tendieren.

Freundliche Grüße