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Thema: Beratungspraxis

  1. #1
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    Beratungspraxis

    Nicht selten (v.a. bei einer Neuverordnung) fragen Kunden auch einmal nach der Pharmakologie ihres Medikamentes und möchten über die Risiken informiert werden (auch die neue ApBetrO fordert eine umfassende aktive Beratung)...

    Wie kann ich in einfachen Worten die Wirkung, mögliche Nebenwirkungen und Risiken bei der Abgabe von Benzodiazepinen vermitteln??? Was sollte in diesem Fall unbedingt bei der Erstabgabe gesagt werden???


    Vielen Dank im Voraus!!!

  2. #2
    Moderator und Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Oliver Scholle
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    Hallo arnika,

    solch eine Frage beantworte ich eigentlich ungern. Man sollte es selbstverständlich von der jeweiligen Person abhängig machen, die einem gegenübersteht und es gibt meines Erachtens keine Patentrezeptbelieferungsberatung J. Oft merkt man erst innerhalb der Erklärung anhand von mimischen Veränderungen beim Zuhörer bzw. Zwischenfragen, welches Niveau gewählt werden sollte in welcher Ausführlichkeit und vor allem in welcher Deutlichkeit (keine Panikmache vor dem Medikament bei Personen in ängstlichen Extremsituationen, dafür Sensibilisieren der Personen, die zu cool herüberkommen!).

    Trotzdem nehme ich mich dessen an, mit der erwähnten Einschränkung und folgenden Stichpunkten (aus meiner Sicht):
    "- Benzodiazepine werden bei unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt
    - sie können in Bezug auf den geistigen Zustand angstlösend, beruhigend und schlaffördernd sowie auf körperliche Symptome muskelentspannend und entkrampfend wirken
    - sie wirken dadurch, dass dämpfende Vorgänge in den Nervenzellen bzw. dem Nervensystem gefördert werden
    - bedingt durch ihre Wirkweise kann es zu Gedächtnis-, Konzentrations- und Schlafstörungen kommen, außerdem kann es zu Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit führen sowie die Sturzgefahr erhöhen. Wenn man also das erste mal das Medikament einnimmt, sollte man sich dessen bewusst sein und sich vorsichtig bewegen (zu Fuß und im Straßenverkehr)
    - die Einnahme kann in bestimmten Situationen für gewisse Zeit erforderlich sein und akute Beschwerden sehr gut lindern, daher wurde Ihnen dieses Medikament verschrieben
    - da die Gefahr der Gewöhnung bzw. Abhängigkeit bei diesem Medikamenten gegeben ist, sollten sie jedoch so kurz wie möglich - maximal wenige Wochen - genommen werden (mit dieser Beratung sind Epileptiker selbstverständlich nicht angesprochen)
    - falls es abgesetzt werden soll, sollte dies mit einer schrittweisen Verringerung der Dosis erfolgen
    - spürt man durch die Behandlung keine Besserung der Symptome, sollte die Inanspruchnahme psychologischer bzw. psychotherapeutischer Unterstützung in Erwägung gezogen werden."

    Dies gilt es entweder auszuschmücken oder auf das wesentliche zu kürzen - je nach (zeitlichen) Ressourcen... J

    Viele Grüße

    Oliver Scholle
    Ihr Moderator und Experte im Forum Pharmazeutische Praxis
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  3. #3
    Premium-User
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    Sehr geehrter Herr Scholle,

    haben Sie recht herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, die mir wirklich eine Hilfestellung ist!!!

    Da Sie die vielfältigen Indikationsgebiete angesprochen haben, denke ich wäre es auch möglich den Patienten (wenn es die Situation zulässt und Diskretion gewährleistet ist) offen darauf anzusprechen etwa so: "Können Sie mir sagen, warum der Arzt ihnen das Medikament verordnet hat?" oder "Mit welchen Beschwerden sind Sie zum Arzt gegangen?" Meist muss man den Patienten dann nicht verunsichern, dass das Medikament auch zur Therapie ganz anderer Symptome eingesetzt wird, die in seinem Falle nicht zutreffen.

    Wie schwierig es manchmal ist, an alles zu denken, erfahre ich momentan selbst. Aber es ist tatsächlich so, dass man durch genaues hinsehen und hinhören schon viel erfährt, obwohl man den Patienten gar nicht kennt...

    Jeden Tag aufs neue eine Herausforderung ; )

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