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Thema: Mg-stearat bei der Tablettierung

  1. #1
    Premium-User
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    Mg-stearat bei der Tablettierung

    Hallo,

    ich würde gerne wissen warum Mg-stearat den Tablettiermischungen erst gegen Ende der Mischzeit zugesetzt wird.

    Danke im Voraus!

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Joachim Schäfer
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    Hallo,

    das ist eine wirklich hervorragende Frage. Tatsächlich haben sich vor einigen Jahren schon ganze Forschergruppen mit Tablettiermischungen auseinandergesetzt. Mg-stearat hat einen Einfluß auf verschiedene technologische Eigenschaften der Tablette, z.B. Zerfallszeit und Bruchfestigkeit.

    Ich habe aus ähnlicher Motivation heraus erst vor Kurzem eine Veröffentlichung aus dem Jahr 1994 gelesen, in der folgendes beschrieben wurde: Beim Mischen werden die Pulverpartikeln von einer Schicht aus Mg-stearat besetzt und bilden eine Art Überzug. Dieser ermöglicht ein besseres gegenseitiges Gleiten der Teilchen, was verantwortlich für die Reduktion der Reibung ist - soweit ist das ja gewollt und war dir sicher auch so schon klar.

    Was aber nun möglicherweise neu ist und zunächst widersprüchlich aussieht: Durch Zugabe von Mg-stearat kommt es zu einer starken Abnahme u.a. der Bruchfestigkeit und dieser Effekt ist umso ausgeprägter je länger die Mischzeit ist. Es wird ein Zwei-Stufen-Mechanismus postuliert: Nach anfänglicher Adsorption an den Teilchen schilfern bei längerem Mischen aufgrund steigender Scherung die Schichten des Mg-stearats ab und besetzen neue Oberflächen. Es wird ein immer homogenerer Film um die Pulverteilchen gebildet. Damit können weniger Kontaktstellen zwischen den Teilchen ausgebildet werden, was die Verpressbarkeit des Pulvers behindert.
    Die Hydrophobizität des Presslings steigt an, je länger die Mischzeit ist (so auch in Hagers Handbuch zu finden).

    Fazit: Um einen Kompromiss zu finden zwischen der Reibungsreduktion und der besten Verpressbarkeit mit optimalsten Ergebnissen darf Mg-Stearat nur möglichst kurz im Mischprozess enthalten sein.

    Ich kann aber nicht abschließend beurteilen, wie relevant diese Beobachtung in der Praxis tatsächlich ist. Es scheint auch so zu sein, dass dieser Effekt nicht bei allen Tablettiermischungen auftritt, da auch die Eigenschaften der sonstigen Hilfsstoffe eine große Rolle spielen (es gibt auch Dissertationen zu diesem Thema).
    Ich würde dem also nicht zu viel Beachtung schenken!

    Viele Grüße,
    Geändert von Dr. Joachim Schäfer (05.02.2013 um 14:49 Uhr)

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