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Thema: Kompatibilitäts-Probleme

  1. #1
    Premium-User Avatar von Stefan Keidel
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    Frage Kompatibilitäts-Probleme

    Hallo,

    bei einer Plausibilitätsprüfung ist mir folgende Rezeptur in die Hände gefallen:

    Hydrocortison 1%
    Triclosan 2%
    Asche Basis lotio ad 200,0

    Nun zu meinem Problem:
    Triclosan ist grenzflächenaktiv und daher mit der Asche Basis Lotio nicht stabil. Wir würden nun einen Emulgator (Macrogolstearat) hinzufügen. Doch welche Menge wäre hier angebracht?
    Die Rezeptur wurde bisher, als es noch keine Plausibilitätsprüfungen gab, wohl immer ohne Emulgator angefertigt.

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen
    Stefan Keidel

  2. #2
    Premium-User
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    Sehr geehrter Kollege Keitel,

    offensichtlich hat das NRF sich Ihres Problems nicht angenommen, oder offline geantwortet.
    Meinerseits würde ich die Grundlage auf Hydrophile Basisemulsion NRF S.25. oder Nichtionisches
    wasserhaltiges Liniment DAC (NRF S.39) umstellen.
    Die Aussage von Chiesi lautet eindeutig: Triclosan inkompatibel mit Asche Basis Lotion.
    Wie haben Sie das Problem bislang gelöst ?

    MfG

    G.Zück

  3. #3
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Stefanie Melhorn
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    Hallo Herr Keidel,

    ich schließe mich der Aussage von Herrn Zück an, dass es nicht sinnvoll ist, eine als inkompatibel angegebene Rezeptur durch einen Emulgatorzusatz zu "retten". Die Inkompatibilität beeiträchtigt unter Umständen nicht nur das Erscheinungsbild der Zubereitung, sondern auch die Wirksamkeit des inkompatiblen Wirkstoffes.

    Wir würden die Inkompatibilität allerdings nicht auf die Grenzflächenaktivität vom Triclosan beziehen. Das Problem ist die phenolische Struktur des Triclosans, die mit nichtionischen Emulgatoren wechselwirken kann. Vermutlich ist Triclosan auch inkompatibel mit der Hydrophilen Basisemulsion (NRF S.25.) und dem Nichtionischen wasserhaltigen Liniment DAC (NRF S.39.).

    Im NRF ist eine standardisierte hydrophile Creme auf Basis der Anionischen Hydrophilen Creme SR DAC (NRF S.27.) enthalten, siehe NRF 11.135. Hydrocortison kann ergänzt werden. Ist die Creme zu fest kann der Wasseranteil etwas erhöht werden.

    In der hydrophilen Creme nach NRF 11.135. ist Triclosan in 2-Ethylhexyllaurat gelöst. Bei Verwendung des wasserreichen Liniments kann es zur Auskristallisation kommen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefanie Döhring
    Dr. Stefanie Melhorn, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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  4. #4
    Premium-User
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    Sehr geehrte Kollegin Döhring,

    ungeachtet des vielleicht eleganteren Lösungsvorschlages liegt hier das Problem:

    Vermutlich ist Triclosan auch inkompatibel mit der Hydrophilen Basisemulsion (NRF S.25.) und dem Nichtionischen wasserhaltigen Liniment DAC (NRF S.39.).

    Seit fünf Tagen lagert bei uns im Labor bei Raumtemperatur die Mischung 2%Triclosan in NRF S.25 (>Caelo - selber herstellen tun wir uns nicht mehr an)- keine Verflüssigung, keine Verfärbung, cremig flüssige Konsistenz mit leicht metallisch süßem Abgang (weiß jemand von Ihnen wie Triclosan schmeckt ? - oder NRF S.25 ? - schon mal die Traute gehabt ?

    Wer kann Stabilitätsdaten zu allen offizinellen Grundlagen liefern, die der evtl. negativ ausfallenden Plausibilitätsprüfung widersprechen ?
    Terra incognita - weiße Felder - keine Angaben - muß man vielleicht doch im NRF genauer nachschauen.
    "Phenolische Gruppe" scheint ein Trigger bei der Plausibilitätsprüfung zu sein - hat bestimmt schon manchen Dermatologen genervt.
    Zumal sich die die Vertreiber der auf dem Markt befindlichen "Rezepturhilfen" dazu nicht ausführlich äußern, weil allesamt Kompilationen darstellen.
    Der "Caelo-Fächer" könnte in diesem Fall mindestestens 20 cm länger sein (hätte den Vorteil: als Fliegenklatsche nutzbar).

    Definitiv brauchen wir bei den offizinellen Grundlagen, ob Ph.Eur., DAB, DAC, NRF ein übersichtliches, zumindestens anwendungsgesichertes Kompatibilitätstabellenwerk (laut vorlesen!) um den Verordnern klare und nicht durch Vermutungen oder falsch ausgelegte Hinweise unzutreffende
    Auskünfte zu geben.

    MfG

    G.Zück
    Geändert von Gerhard Zück (24.07.2012 um 09:30 Uhr)

  5. #5
    Premium-User Avatar von Julian Eisenbach
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    Zitat Zitat von Gerhard Zück Beitrag anzeigen
    Definitiv brauchen wir bei den offizinellen Grundlagen, ob Ph.Eur., DAB, DAC, NRF ein übersichtliches, zumindestens anwendungsgesichertes Kompatibilitätstabellenwerk (laut vorlesen!) um den Verordnern klare und nicht durch Vermutungen oder falsch ausgelegte Hinweise unzutreffende
    Auskünfte zu geben.
    Sehe ich ganz genau so! Das NRF reicht, trotz seiner Ausführlichkeit, im Moment einfach nicht für die Praxis aus. Deswegen muss man zig Fortbildungen absolvieren (Referenten vom NRF) um sich ein Bild von der Praxis zu machen. Diesen Wirr-Warr Aufbau des NRF habe ich noch nie so wirklich verstanden. Ist aber wahrscheinlich, wie vieles in der Pharmazie, der Vergangenheit geschuldet. Um gezielt Informationen zu suchen, ist das NRF aber nicht zu gebrauchen, dafür eignet sich höchstens das kleine Heftchen "Die Tabellen für die Rezeptur" was jedoch bei Weitem nicht vollständig ist. De Fakto muss man eigentlich immer mit Sekundärliteratur arbeiten.

    Ein Beispiel: Versuchen Sie mal bitte mit dem NRF herauszubekommen, mit wieviel g Citrat-Puffer sie eine 100 g Rezeptur abpuffern müssen und wie dieser Puffer zusammengestellt sein sollte. Also mir war das zu mühseelig bzw. überstieg meine Kompetenz mit dem NRF zu arbeiten und habe das anderweitig in Erfahrung gebracht.

    (Das soll jetzt keine Kritik an unsere Kompetenzmanager hier sein, sondern nur ein Zuspruch für Hernn Zück ;-) )

  6. #6
    Premium-User Avatar von Julian Eisenbach
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    Zitat Zitat von Gerhard Zück Beitrag anzeigen
    Definitiv brauchen wir bei den offizinellen Grundlagen, ob Ph.Eur., DAB, DAC, NRF ein übersichtliches, zumindestens anwendungsgesichertes Kompatibilitätstabellenwerk (laut vorlesen!) um den Verordnern klare und nicht durch Vermutungen oder falsch ausgelegte Hinweise unzutreffende
    Auskünfte zu geben.
    Sehe ich ganz genau so! Das NRF reicht, trotz seiner Ausführlichkeit, im Moment einfach nicht für die Praxis aus. Deswegen muss man zig Fortbildungen absolvieren (Referenten vom NRF) um sich ein Bild von der Praxis zu machen. Diesen Wirr-Warr Aufbau des NRF habe ich noch nie so wirklich verstanden. Ist aber wahrscheinlich, wie vieles in der Pharmazie, der Vergangenheit geschuldet. Um gezielt Informationen zu suchen, ist das NRF aber nicht zu gebrauchen, dafür eignet sich höchstens das kleine Heftchen "Die Tabellen für die Rezeptur" was jedoch bei Weitem nicht vollständig ist. De Fakto muss man eigentlich immer mit Sekundärliteratur arbeiten.

    Ein Beispiel: Versuchen Sie mal bitte mit dem NRF herauszubekommen, mit wieviel g Citrat-Puffer sie eine 100 g Rezeptur abpuffern müssen und wie dieser Puffer zusammengestellt sein sollte. Also mir war das zu mühseelig bzw. überstieg meine Kompetenz mit dem NRF zu arbeiten und habe das anderweitig in Erfahrung gebracht.

    (Das soll jetzt keine Kritik an unsere Kompetenzmanager hier sein, sondern nur ein Zuspruch für Hernn Zück ;-) )

  7. #7
    Kompetenz-Manager Avatar von Antje Lein, Dipl.-Pharm.
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    Liebe Kollegen,

    ja, natürlich wäre es schön, wenn man alles verlässlich in Tabellen nachlesen könnte. Das geht aber nur bis zu einem gewissen Grad. Alle möglichen Fälle, die eventuell vorkommen können, abzubilden, ist kaum möglich, oder bräuchte sehr viel Zeit und vor allem weitere praktische Arbeit. Da Herr Zück Mitglied der NRF-Kommission ist, würde ich mich für die nächste Kommissionssitzung über einen kontruktiven Vorschlag freuen, der zugleich auch mit vertretbarem Aufwand realisiert werden kann. Unter Umständen können z. B. entsprechende Projektarbeiten an die Universitäten gegeben werden.

    Das Thema Puffer wurde in einem eigenen Beitrag angefragt. Gestatten Sie, darauf an der Stelle einzugehen.

    Viele Grüße
    Antje Lein
    Antje Lein, NRF, Apothekerin: Ihre Expertin im Forum Schwierige Rezepturen
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