Tiaprid und Halothan

[katjasalzig]

Guten Tag,

Ich habe 2 Fragen

1. ist mir nicht ganz klar, warum Tiaprid für Neuroleptika induzierte Spätdyskinesien eingesetzt wird. Das sind doch parkinsonähnliche Symptome, entstehen durch D2 Antagonismus. Tiaprid ist ein D2 Antagonist., der müsste das ganze doch verstärken?

2. gab es im Examen eine Frage, ob es ok sei, bei einem COPD Patienten/Asthma Patienten bei einer OP Halothan zu verwenden. Nein wegen der zusätzlichen Atemdepression oder gibt es noch andere Gründe - den Eindruck hatte ich. Die Antwort stand da leider nicht.

Vielen Dank!

[katjasalzig]

Eine Frage hatte ich noch vergessen: Wie kann man beim Serotoninsyndrom durch Ernährung etwas machen? War auch eine Frage

[Dr. Alexander Ravati]

Liebe Frau Hufnagel,

zu Tiaprid
..hab ich früher als Student auch nicht verstanden
Also: Tiaprid ist ein D2-Antagonist und kann, v.a. in hohen Dosen tatsächlich parkinsonoide NW auslösen. Tatsächlich hatten wir in der Apotheke mal einen Fall bei dem ein Patient, bei dem durch einen Dopamin-Antagonisten (haloperidol) Frühdyskinesien ausgelöst wurden, mit Tiaprid behandelt wurde. Dieser Patient ist danach regelrecht "im Dreieck gesprungen" und mußte ins Krankenhaus...! - FALSCH!
Tiaprid darf keinenfalls bei Frühdyskinesien sondern nur bei SPÄT-Dyskinesien eingesetzt werden. Das sind Patienten die LANGE mit antidopaminergen AM behandelt wurden, bei denen irgendwann, v.a. bei Dosisreduktion und zu abruptem Absetzen solche Spätdyskinesien auftreten.
Warum...? - Weil bei jahrelanger iatrogener dopaminerger Blockade die Dopamin-Rezeptoren im mesolimbischen System und v.a. im Striatum UP-reguliert sein können und bei plötzlich fehlender (z.B: wegen Absetzen) Inhibiton ÜBERSTIMULIERT werden.
Daher der Antagonist Tiaprid!
Also am besten merken Sie sich: sowohl Zu wenig als auch zu viel Dopamin macht Dyskinesien!

Halothan und Asthma:
Was der Prüfer wohl hören wolle (vermute ich):
Astma und COPD sind heute nahezu die einzigen Idikationen bei denen das obsolete NArkotikum noch gegeben wird weil das Gas eine erweiternde Wirkung auf die Bronchien hat und dadurch den Gasaustausch in der Lunge bei Asthmapatienten erleichtert.


Serotoninsyndrom und Ernährung
Gemeint ist wahrscheinlich: Typtophan-arme Ernährung. Die essentielle Aminosäure
ist die Vorstufe von Serotonin und ist in folgenden LM enthalten, die beim Serotonin-Syndrom zu meiden sind:
* 100 g Cashew-Nüsse enthalten: 450 mg
* 100 g Kalbfleisch-Filet enthält: 350 mg
* 100 g Sonnenblumensamen enthalten: 310 mg
* 100 g Thunfisch enthält: 300 mg
* 100 g Huhn enthält: 270 mg
* 100 g Rindfleisch-Filet enthält: 260 mg
* 100 g Haferflocken enthalten: 190 mg
* 1 mittleres Hühnerei enthält: 165 mg
* 50 g Weizenkeime enthalten: 165 mg
* 30 g Emmentaler Käse enthält: 150 mg

Patienten die serotinerge AM erhalten z.B. SSRI sollten insesondere bei hohen Dosen, darauf achten, dass pro Tag nicht mehr als 1000 mg Trypophan über die Nahrung verzehrt wird.

Mit besten Grüßen

Dr. Alexander Ravati

[katjasalzig]

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!