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Thema: gepufferte Schmerzspezialitäten

  1. #1
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    gepufferte Schmerzspezialitäten

    Moin Moin,
    ich habe mal gelernt, dass nur Aspirin Migräne eine gepufferte Brausetablette darstellt und dass das z.B.den Unterschied zu Aspirin plus C und anderen Schmerzmitteln ausmacht. Laut ?rezeptfrei 01/2011? von Bayer Healthcare ist nun aber auch die Aspirin plus C gepuffert. Und die Aspirin Kautablette ist diesem Magazin nach auch gepuffert.
    Nun habe ich meinen Kunden jahrelang von der Kautablette (Aspirin direkt) abgeraten, u.a. weil diese z.B. einen Effekt auf die Mundschleimhaut haben kann und habe für unterwegs lieber das Effect-Granulat empfohlen. Letzteres z.B. ist aber gar laut Magazin nicht gepuffert und somit könnte man jetzt sagen, dass insgesamt (auch im Hinblick auf die Magenschleimhaut) die Kautablette weniger negativ zu bewerten ist als das Granulat oder?
    Gibt es vergleichende Studien dazu?

    Martina Rude
    PTA

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Alexander Ravati
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    Cool Pufferung von ASS

    Hallo Frau Rude,

    Herr Prf. Morck hat mich aufgrund einer Erkrankung gebeten zu antworten:
    Also: ich bin mir gar nicht so sicher, ob die (nur aus AFL-Sicht z.T. sinnvolle) Pufferung überhaupt eine wesentliche Rolle für das Gastopathie-Risiko spielt.

    Insbesondere mit solchen theoretischen Firmen-Aussagen (in Werbeblatt-ähnlichen Publikationen) wäre ich vorsichtig.

    ASS liegt nach der peroralen Aufnahme im sauren Milieu des Magens praktisch immer als freie organische Säure vor und kann die Magenschleimhaut reizen. Die Puffermenge in der Arzneiform (ob nun vorhanden oder nicht) reicht bei weitem nicht aus, um die ca. 1 Liter Salzsäure komplett zu neutralisieren.
    Da also ASS als Säure vorliegt ist es möglich, dass sich ASS in den ZEllen der Magenschleimhaut anreichert und lokale Reizwirkungen verursacht. Diese sind jedoch an der Entstehung von NSAR-bedingten Magenproblemen nur wenig beteiligt!

    Dies konnte BAyer tatsächlich klinisch zeigen. Das einzig wichtige scheint zu sein, dass ASS nicht ohne Wasser als normale Tablette geschluckt wird (im schlimmsten Fall in waagerechter Position). Hier kann es sonst tatsächlich zu problematischen lokalen Cluster-Konzentrationen mit schweren Reizingen der Schleimaut kommen.

    Ansonsten gilt, (ob Effekt, Direkt oder zerkaute Tablette) --> kräftig einspeicheln!
    Am allersichersten zur Vermeidung lokaler Reizwirkungen ist immer noch: Danach Wasser trinken! oder
    magensaftresistentes ASS (z.B. Aspirin Protect). CAVE: Überzeugende klinische Daten gegenüber normalen Tabletten scheinen jedoch nicht vorzuliegen.

    Wie schon gesagt: Der wesentliche Anteil der NSAR-bedingten Gastropathien ist ein systemischer Mechanismus!

    MIt besten Grüßen

    Dr. Alexander Ravati
    Beste Grüße, Ihr Dr. Alexander Ravati,

    Apotheker, Ihr Experte im Forum Spezielle Rechtsgebiete und Pharmazie
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  3. #3
    Premium-User
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    Guten Morgen Dr. Ravati,
    vielen Dank für die Antwort. Danke auch für das chemische Hintergrundwissen.

    Zitat Zitat von Dr. Alexander Ravati Beitrag anzeigen
    Also: ich bin mir gar nicht so sicher, ob die (nur aus AFL-Sicht z.T. sinnvolle) Pufferung überhaupt eine wesentliche Rolle für das Gastopathie-Risiko spielt.
    Ich meinte hier auch neben des Gastropathie-Risikos die lokale Reizwirkung auf die Mundschleimhaut.


    Zitat Zitat von Dr. Alexander Ravati Beitrag anzeigen
    Ansonsten gilt, (ob Effekt, Direkt oder zerkaute Tablette) --> kräftig einspeicheln!
    Am allersichersten zur Vermeidung lokaler Reizwirkungen ist immer noch: Danach Wasser trinken!
    Was ich auch für eine gute Lösung halte. Meine Konsequenz hieraus ist, dass ich ab jetzt für Unterwegs zum Einsatz ohne Wasser das Direktgranulat statt der Kautablette empfehle. Hierbei dürfte sich die gepufferte Formulierung doch als hilfreich herausstellen oder was meinen Sie dazu?

    Und wie ist das bei Migräne-Patienten, für die es eine gepufferte Migränetablette gibt. Hier zählt für mich nicht ein eventuelles Gastropathie-Risiko, sondern vielmehr dass nicht zusätzlich Übelkeit entsteht. Oder ist hier der Effekt auch nur minimal, wie Sie beschrieben haben. Wenn man sich das mal so vorstelltt, dass der Magen voll ist mir 1l Magensäure, dann macht die kleine Tablette, ob gepuffert oder nicht, ja den Bock auch nicht mehr fett oder?
    Andererseits wird der Übelkeitsgeplagte Migräne-Patient ungern noch ein ganzes Glas Wasser in seinen ohnehin gereizten Bauch schütten wollen: Doch eher die gepufferte Variante um das Trinken zu ersparen? Über eine weitere Einschätzung Ihrerseits freue ich mich sehr.

    Grüße
    Martina Rude
    PTA

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