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Thema: Pantoprazol zum Essen einnehmen?

  1. #1
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Pantoprazol zum Essen einnehmen?

    Hallo
    eben habe ich mit einem Kunden diskutiert, nachdem ich ihm zu Pantoprazol TAD 40 mg den Hinweis gab: "eine halbe Std vor der Hauptmahlzeit einnehmen". Er sagte daraufhin, das sei quatsch, man nehme das zum Essen ein. Das würde auch so im Beipackzettel stehen uns siehe da, es steht im Beipackzettel: "vor oder während des Frühstücks ein".
    Wenn man allerdings in der Apothekensoftware zu dem Artikel Pantoprazol TAD nachschaut, steht da "1 Stunde vor dem Essen".

    Der Wirkmechanismus (Aufnahme ins Blut, Wirkung über Rückseite der Belegzelle, sowie Aktivität der Basalzelle) bedingt ja eigentlich die Einnahme ca 1/2 bis 1 Std vor einer Mahlzeit.

    Der Patient ist allerdings zu Recht irritiert, wenn der Beipackzettel als Dosieranleitung vorgibt, dass die Einnahme zum Essen erfolgt. Und wieso weiß die Apothekensoftware die richtige Einnahme, der Beipackzettel aber nicht??

    Da der Wirkstoff den Magen überstehen muss, finde ich es etwa leichtsinnig von TAD, die Einnahme zu dem Essen zu empfehlen. Oder bewerte ich die Nüchterneinnahme über?

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

    Rechtlicher Hinweis: Die hier eingestellten Kommentare geben die persönliche Meinung des Beitragstellers wieder und haben keinerlei rechts- empfehlenden oder rechtsbindenen Charakter

  2. #2
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Noah,
    zum einen ist die Wirkung der Prazole von einem sauren Milieu im Magen abhängig, da dieses zur Umlagerung in die eigentliche Wirkform, einem Sulfenamid, notwendig ist.
    Zum anderen ist die Anwesenheit des zu hemmenden Enzyms, der Kalium-Protonen-ATPase in der äusseren Membran der Belegzelle erforderlich, Dies ist nur in der kephalischen und der gastrischen Phase der Fall.
    Während der Nahrungsaufnahme steigt der Magen pH wegen der puffernden Wirkung der aufgenommenen Speisen. Hierbei ist natürlich die Art und Menge entscheidend. Morgens ist der Magen für gewöhnlich sauer und das hier zu Lande übliche Frühstück eher karg. Somit kann man davon ausgehen, dass es nicht zu einer vollständigen Neutralisierung des Mageninhaltes kommen wird, eine Umlagerung also möglich ist. Ich denke, dass die vom Hersteller gegebene Empfehlung durchaus praktikabel und sinnvoll ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    Martin Pfaffendorf

  3. #3
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    Guten Abend
    Zitat Zitat von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf Beitrag anzeigen
    Ich denke, dass die vom Hersteller gegebene Empfehlung durchaus praktikabel und sinnvoll ist.
    Sinnvoll? Hm, also ich habe auch mal gelernt, dass man das nicht zum Essen einnehmen sollte. Ich finde es fast schon fahrlässig von der Firma, dass die in ihrem Beipackzettel schreiben, dass man es auch zum Frühstück nehmen kann. Die wissen doch gar nicht, was man so isst.
    Unsere Apothekensoftware sagt nämlich auch, dass es 1 Std vor dem Essen eingenommen werden sollte.

    Jana

  4. #4
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    Ich habe auch eine Frage zum Pantoprazol.
    Esomeprazol und Clopidogrel darf man ja nicht zusammen einnehmen, weil das Clopidogrel dann nicht wirkt. Hier muckt auch der PC.
    Nun war die Frage, was man der Arztpraxis als Alternative empfiehlt.
    Die eine Apothekerin sagt: Es geht kein Pantoprazol, nur Ranitidin.
    Die andere Apothekerin sagt: es ginge auch Pantoprazol. Sie habe das letztes Jahr auf einer Tagung gelernt, dass man das Pantoprazol problemlos in Kombi zu Clopidogrel geben dürfe.

    Was sagen Sie?

    Das Ende vom Lied war übrigens, dass die Praxis auf die Abgabe des Esomeprazol bestanden hat! Wir haben das bei uns dokumentiert, falls mal was passiert und die Apo gefragt wird, warum sie Esomeprazol abgegeben hat.

    Diana

  5. #5
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Karl,
    zu diesem Thema verweise ich auf die gemeinsame Stellungnahme der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG), welche in der Ausgabe 16/2009 der Pharmazeutischen Zeitung erschienen ist.
    Demnach sollte die gleichzeitige Gabe von Clopidogrel und Omeprazol vermieden werden, bei anderen PPI sollte die gleichzeitige Gabe nur nach strenger Indikationsstellung und, wenn möglich, nur zeitlich begrenzt erfolgen. Ranitidin scheint, zumindest aus dem Interaktionsaspekt heraus, eine sichere Alternative zu sein.
    Ob in dem von Ihnen geschilderten Fall eine akute Gefährdung vorliegt ist schwer zu beurteilen, das Informieren des verordnenden Arztes über Ihre Bedenken und die Dokumentation des Vorgangs scheinen mir geeignete Maßnahmen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Martin Pfaffendorf

  6. #6
    Premium-User Avatar von Stefanie Hitrov
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    Wo hier schon die Wechselwirkungen der PPI diskutiert werden habe ich auch noch eine Frage:
    PPI vermindern die Aufnahme von Vitamin B12. Der Intrinsic Faktor, der für die Aufnahme von Vit B12 entscheidend ist, wird ja auch in den Belegzellen gebildet.
    Ein Patient bei uns möchte seinen Vit B12 spiegel erhöhen, nimmmt aber Pantoprazol ein. Bringt in diesem Fall eine zeitversetzte Einnahme eine Verbesserung der Aufnahme von Vit B12? Wenn ja wie sollte man die Einnahmezeitpunkte wählen?
    Oder sollte man eher zu einem anderen Antazidum raten, zB H2-Blocker? (Ein Ulcus liegt nicht vor, nur gelegentliche Magenprobleme, die in der Vergangenheit mit PPI behandelt wurden)

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefanie Hitrov

  7. #7
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Hitrov,
    das Problem der Mangelversorgung mit Vitamin B12 bei einer PPI-Therapie liegt in der induzierten Anazidie. Die chronische Einnahme von Säuresekretionshemmern, egal welcher Art, führt zu einer 'Untersäuerung' des Mageninhaltes und damit verbunden auch zu einer geringeren peptischen Aktivität. Dadurch kann Vitamin B12 schlechter aus der aufgenommenen Nahrung freigesetzt werden.
    Das bedeutet für Ihren Patienten, dass er ein Vitamin B12-Präparat, bei welchem ein solcher Aufschluss nicht nötig ist, durchaus auch während einer PPI Therapie einnehmen kann, ohne mit einer Unwirksamkeit rechnen zu müssen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Martin Pfaffendorf

  8. #8
    Premium-User Avatar von Stefanie Hitrov
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    Ah ha!
    Herzlichen Dank für die schnelle Antwort!
    Mit freundlichen Grüßen
    Stefanie Hitrov

  9. #9
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Guten Morgen Prof. Pfaffendorf,
    (wer hätte gedacht, wie viele Fragen es rund um PPI gibt? )
    ist es nicht aber so, dass PPI die stärkste Vitamin B12 Unterversorgung indizieren können, da der Intrinsic factor aus der Belegzelle freigesetzt wird?

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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  10. #10
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Noah,
    unter einer PPI-Therapie wird nur eine spezielle Funktion der Belegzelle gehemmt, nämlich die Protonensekretion in das Magenlumen. Alle anderen Funktionen, z.B. die Canaliculi-Bildung während der kephalischen und gastrischen Phase, bleiben erhalten. (Letzteres überings im Gegensatz zu H2-Blockern. Also beeinflussen die PPi die Intrinsic-factor Abgabe nicht. Es ist die Anacidie, welches den Aufschluss von in der Nahrung enthaltenen Vitamin B12 behindert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Martin Pfaffendorf

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