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Thema: Dabigatran oder Marcumar?

  1. #1
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    Dabigatran oder Marcumar?

    Hallo liebes Kompetenz-Team,

    eine recht junge Kundin (Ende 20), die aufgrund einer schweren Thrombose seit einigen Jahren auf eine Marcumar-Therapie eingestellt ist und diese mit dem Coagucheck selbst monitort sprach mich auf den neuen Blutgerinnungshemmer Pradaxa (Dabigatran) an. Ihr Arzt hätte ihr empfohlen auf dieses Medikament umzustellen. Nun meine ich mich zu erinnern, dass eine Therapie mit Pradaxa eher für Patienten empfohlen wird, die stark schwankende Gerinnungswerte haben.

    Ist die Umstellung für eine junge Patientin dann überhaupt sinnvoll? Ich habe auch gelesen, dass es unter Dabigatran in Studien zu weniger intrakraniellen Blutungen kam?

    Meine Frage ist nun, ist Dabigatran allgemein einer Marcumar-Therapie vorzuziehen und welche Vor-und Nachteile bietet diese Therapieoption neben dem Wegfall des regelmäßigen Monitorings hinsichtlich NW bei Langzeittherapie oder in Notfallsituationen (Gegenmittel)?

    Und eine weitere Frage zum Thema Langzeit- Marcumar-Patienten:
    Ist es sinnvoll oben genannter Patientin zur Minimierung des Osteoporose-Risikos eine dauerhafte Einnahme von Calcium und Vitamin D zu empfehlen?

    Vielen Dank und frohe Ostern,

    Anna Schmidt

  2. #2
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Hallo Frau Schmidt,
    Zitat Zitat von Anna Christine Schmidt Beitrag anzeigen
    Meine Frage ist nun, ist Dabigatran allgemein einer Marcumar-Therapie vorzuziehen und welche Vor-und Nachteile bietet diese Therapieoption neben dem Wegfall des regelmäßigen Monitorings hinsichtlich NW bei Langzeittherapie oder in Notfallsituationen (Gegenmittel)?
    Aktuell ist Dabigatran zur Primärprävention von venösen thromboembolischen Ereignissen bei erwachsenen Patienten nach elektivem chirurgischen Hüft- oder Kniegelenksersatz zugelassen . Zusätzlich wurde die Indikation Vorhofflimmern aufgenommen.
    In dem von Ihnen beschriebenen Fall müsste der Arzt dann einen offlabel use verantworten, was er sicher nicht besonders gerne machen wird.

    Falls Sie die Möglichkeit haben, nach Darmstadt zu kommen, könnte Sie der Vortrag der LAK Hessen am 3.Mai 2012 zu dem Thema "Wird Marcumar überflüssig? Neue Gerinnungshemmer und ihre Wirkweisen" interessieren!!!

    So viel schon einmal ad hoc von mir. Herr Scholle oder Herr Kreiss wird sich sicher bald bei Ihnen mit weiteren Informationen melden.

    Frohe Ostern übrigens
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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  3. #3
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Hallo Frau Schmidt,

    in der aktuellen PZ 15/2012 lautet das Titelthema "Vorhofflimern: Der Thromboembolie vorbeugen"
    (passt zwar nicht direkt zu Ihrer jungen Kundin, wird Sie aber dennoch sicherlich interessieren).

    Beste Grüße
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm.
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    Liebe Frau Schmidt,

    zu Ihrer zweiten Frage:

    In der "Osteoporose-Leitlinie" des Dachverbands der deutschsprachigen wissenschaftlichen Gesellschaften für Osteologie e.V. von 2006 findet sich folgendes:

    "Zur Langzeiteinnahme von Phenprocoumon bzw. Warfarin auf die Knochendichte und osteoporotische Frakturen liegen kontroverse Daten vor (Booth u. Mayer 2000). In der "Study of Osteoporotic Fractures" (Jamal et al. 1998) und einer kürzlich erschienenen Fall-Kontroll-Studie (Pilon et al. 2004) ließ sich kein erhöhtes Frakturrisiko bei älteren Männern und/oder Frauen nachweisen."

    (Die entsprechende Stelle finden unter http://tinyurl.com/c596k8u auf Seite 60)

    Die Bayerische Apothekerkammer kommt in einem Kommentar bezüglich der Knochen-/Knorpel-schädigenden Wirkung von Marcumar aus dem Jahr 2011 zu diesem Fazit:

    "Bei unserer Recherche konnten wir keine Hinweise auf eine knorpelschädigende Wirkung von Phenprocoumon identifizieren, lediglich Blutungen in Gelenken treten gelegentlich auf. Knochenschäden im Sinne einer Osteoprose werden in Zusammenhang mit der Einnahme von Marcumar gebracht. Das tatsächliche Osteoporoserisiko ist bisher jedoch nicht abschließend geklärt. Die Datenlage hierzu ist widersprüchlich. Der Mechanismus dieser vermutlichen unerwünschten Arzneimittelwirkung wird über die Hemmung anderer Vitamin K-abhängiger Carboxylasen im Knochen erklärt."

    Den gesamten Kommentar finden Sie hier:

    http://www.blak.de/amino-anfrage/items/251901.html

    Im Falle Ihrer Kundin sollte das individuelle Osteoporose-Risiko und die sich daraus ergebenden Empfehlungen in jedem Fall mit dem Arzt abgesprochen werden.

    Neben der von Frau Noah genannten Fortbildung in Darmstadt möchte ich im übrigen noch auf die Veranstaltung "Der Marcumar-Patient und sein Gerinnungsmanagement - Die Apotheke als Partner" hinweisen, welche von der LAK Westfalen-Lippe demnächst in unterschiedlichen Städten abgehalten wird (25.04. in Paderborn, 19.06. in Minden, 26.06. in Dortmund); Näheres siehe auf den Seiten der LAK WL oder über die Kalenderfunktion von pharma4u.


    Mit besten Grüßen -

    C. Kreiss
    Geändert von Christopher Kreiss, Dipl.-Pharm. (17.04.2012 um 09:59 Uhr)
    Ihr Experte in den Foren Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Praxis
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