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Thema: Wirkmechanismus Paracetamol

  1. #1
    Premium-User
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    Wirkmechanismus Paracetamol

    Ist der Wirkmechanismus von Paracetamol jetzt eigentlich endgültig geklärt (klar, es kann sich in de Wissenschaft jederzeit was ändern, aber ist man sich momentan sicher, es genau zu wissen)?

    Soviel ich weiß, wirkt es CB1 agonistisch, indem es den Reuptake des natürlichen Liganden Anandamid hemmt. Das funktioniert so, dass die Acetylfunktion abgepalten wird und statt dessen Arachidonsäure gebunden wird.
    Und über jenen beschriebenen Mechanismus hemmt es, indem es die Arachidonsäure "wegklaut", zusätzlich die Aktivierung der COX (ist ja keine Arachidonsäure mehr dafür da).

    Ist das soweit de aktuellste Stand?

    Danke
    Christine Mann
    PiP

  2. #2
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Mann,
    leider kann man nicht sagen, dass der Wirkmechanismus von Paracetamol endgültig geklärt ist. Dies mag daran liegen, dass verschiedene Prozesse involviert sind deren quantitative Bedeutung für den therapeutischen Effekt schwer abzuschätzen ist. Die klinische Ausgangslage, d.h. die Ursache des Schmerzreizes, ist hier wohl auch eine bedeutsame Variable.
    Die Cyclooxigenase wird von Paracetamol gehemmt, die COX-2 stärker als die COX-1. Das Paracetamol sich nicht in sauren Geweben anreichert, wie etwa die Säureantiphlogistika, mag einen weiteren Teil der unterschiedlichen Wirkspektren erklären. Des Weiteren ist eine Hemmung Cyclooxygenase-Isoenzyms COX-3, einer insbesondere in der Großhirnrinde vorkommenden Variante der COX-1, durch Paracetamol gefunden worden.
    Die Gabe von Serotonin HT3-Antagonisten kann den analgetischen Effekt von Paracetamol vermindern. Das lässt darauf schließen, dass dieses System für den analgetischen Effekt eine Rolle spielt. Ob der Serotonin-mimetische Effekt direkt oder doch durch die Hemmung der COX - viele serotoninergen Neurone expremieren Prostanoid-Rezeptoren – zustande kommt ist noch ungeklärt.
    N-Arachidonoylphenolamin ist ein Metabolit des Paracetamols, der hauptsächlich im ZNS gefunden wurde. Dieser Metabolit reagiert zum einen mit dem TRPV1 Vanilloid-Rezeptor, einem Vertreter der sog. transient receptor potential channel (TRP) Superfamile, der in der Nozizeption freier Nervenendigungen eine Rolle spielt und zudem an der Regulation der Körpertemperatur beteiligt ist. Des Weiteren hemmt N-Arachidonoylphenolamin die Wiederaufnahme des körpereigenen Anandamid und führt somit zu einem indirekten Cannabinoid-mimetischen Effekt. Eine durch die N-Arachidonoylphenolamin-Bildung verminderte Verfügbarkeit freier Arachidonsäure halte ich für wenig wahrscheinlich.
    Weitere Befunde deuten auf eine Hemmung von NO-, Glutamat- und Substanz P-vermittelten zentralen Effekten, welche zum analgetischen Effekt beitragen könnten.

  3. #3
    Premium-User
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    Guten Morgen,
    ui, das ist aber ganz schön kompliziert. Vielen Dank für diese umfassende und vor allem blitzschnelle Antwort.

    Chrissi Mann
    PiP

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