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Thema: Orale Kontrazeptiva und Antibiotika

  1. #1
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    Orale Kontrazeptiva und Antibiotika

    Guten Abend!

    Mir wurde vor kurzem erzählt, dass nicht alle antibiotischen Wirkstoffe die Wirkung von oralen Kontrazeptiva herabsetzen.
    Nun ist mir aufgefallen, dass es Antibiotika gibt, bei denen im Beipackzettel kein Hinweis auf eine Wirkungsminderung zu finden ist. Bedeutet das, dass wenn nichts in der Packungsbeilage zu finden ist, der Wirkstoff auch keine Abschwächung der Pille hervorruft?

    Ein Beispiel ist das Antibiotikum Enoxor (Wirkstoff Enoxacin), bei dem nichts im Beipackzettel steht.
    Über schnelle Hilfe wäre ich sehr dankbar.

    MfG
    Jenny Eichler

  2. #2
    Premium-User Avatar von Dr. Juliane Kresser
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    Hallo liebe Frau Eichler,


    die Wirkung von Kontrazeptiva wird nicht durch alle Antibiotika beeinträchtigt!
    Vorsicht ist geboten bei
    Penicillin und Derivate, Tetracyclinen, Cephalosporinen, Chloramphenicol, Rifampicin, Makrolid-Antibiotika, Clarithromycin.

    Das Antibiotikum Enoxor ( Wirkstoff Enoxacin) ist ein Gyrase-Hemmer der zweiten Generation, das keinen Einfluss auf die Konzeption hat.
    Gehen Sie davon aus, wenn im Fertigarzneimitteltext oder der Packungsbeilage kein Hinweis auf eine mögliche Abschwächung der Pillenwirkung steht, dass dann auch nichts berücksichtigt werden muss.

    Ganz herzliche Grüße und guten Jahresstart
    Juliane Kresser

  3. #3
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    Danke für die schnelle Antwort ...

    mich wundert es nur, dass bei Norfloxacin im Beipackzettel steht, dass es orale Kontrazeptiva beeinflusst, obwohl es ja genau wie Enoxacin auch ein Gyrase-Hemmer 2. Gneration ist.
    Das bedeutet wohl, dass man immer den Wirkstoff einzeln betrachten muss und man nicht von Wirkstoff-Gruppen ausgehen kann?

    Liebe Grüße
    Jenny Eichler

  4. #4
    Premium-User Avatar von Dr. Juliane Kresser
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    Hi liebe Frau Eichler,

    bei Norfloxacin handelt es sich ebenfalls um einen Gyrase-Hemmer der 2. Generation, völlig richtig. In den Fertigarzneimitteltexten heißt es: "...in seltenen Fällen kann unter der Therapie mit Antibiotika die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung von oralen Kontrazeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein."
    Bei Enoxacin gibt dazu gar keinen Hinweis.

    Im Unterschied dazu lautet die Formulierung bei z.B. Penicillinen, Clarithromycin, Tetracyclin,...recht klar: "Die Wirkung der Anti-Baby-Pille kann durch das Arzneimittel beeinträchtigt werden..."

    Also, grundsätlich sind Abstufungen der WW mit Kontrazeptiva zu erkennen.
    Bei den (in meiner ersten Antwort genannten) Antibiotika-Gruppen sind die WW explizit genannt.
    Bei Gyrase-Hemmer der 2. Generation sollte man grundsätzlich noch einmal auf die individuellen Hinweise achten. Da bin ich ganz ihrer Meinung ((-:

    Ganz herzliche Grüße. Sorry, dass ich erst jetzt reagiere, aber wir hatten in Bayern Skiferien

    JK

  5. #5
    Premium-User Avatar von phenolrot
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    Wie ist eigentlich die Wechselwirkung mit Antibiotika zu erklären?

  6. #6
    Premium-User Avatar von Dr. Juliane Kresser
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    Hi, knifflige Frage, da die WW nicht vollständig geklärt ist. Unterhalb aber eine sehr gute Erklärung zur Wirkverminderung der oralen Kontrazeptiva durch Antibiotika. Und ansonsten wünsche ich noch ein fröhliches in den Mai feiern HG JK

    http://www.pta-aktuell.de/praxis/new...PTA-ermittelt/

    Pharmakologischer Hintergrund Tatsächlich scheint es eine Wechselwirkung zwischen Antibiotika und hormonellen Kontrazeptiva zu geben, der Mechanismus und auch die Relevanz sind jedoch noch nicht abschließend geklärt. Man nimmt an, dass Antibiotika den enterohepatischen Kreislauf der Estrogene unterbrechen. Ethinylestradiol, das üblicherweise als Estrogenanteil eingesetzt wird, zeigt einen hohen Firstpass-Effekt. In der Darmschleimhaut und in der Leber wird es mit Glucuronsäure und Schwefelsäure konjugiert. Die Metaboliten gelangen über die Galle zurück in den Darm und werden dort von den Darmbakterien teilweise wieder gespalten. Ethinylestradiol kann dadurch erneut resorbiert werden.
    Wird nun durch die Antibiotikaeinnahme die Darmflora gestört, wird auch dieser Kreislauf unterbrochen und Ethinylestradiol wird schneller ausgeschieden. Welche Bedeutung allerdings der enterohepatische Kreislauf für die Wirkung des Estrogens hat, ist unklar. Noch dazu scheint es hier große individuelle Schwankungen zu geben. Gestagene betrifft dies alles nicht. Sie unterliegen keinem enterohepatischen Kreislauf, sondern werden sehr schnell zu inaktiven Metaboliten abgebaut.

    Die Studienlage reicht nicht aus, um die Frage nach der Relevanz der Interaktion eindeutig zu beantworten. Messungen des Estrogenspiegels haben in der Summe keinen signifikanten Effekt ergeben, in einzelnen Untersuchungen konnte dagegen ein erniedrigter Spiegel gemessen werden. Auch wird immer wieder über Blutungsunregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Pille und Antibiotika berichtet. Inwieweit dies durch die häufigste Nebenwirkung vieler Antibiotika, nämlich Erbrechen und Durchfall ausgelöst wird, ist ebenfalls unklar.


    http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1106

    Viele ungewollte Schwangerschaften sind auf die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika wie Penicillin(derivate), Tetrazykline, Cephalosporine und Chloramphenicol zurückzuführen, betonte Nieber. Der Mechanismus der Interaktion sei bisher nicht restlos geklärt, so Nieber. Bei einer Antibiotika-Therapie seien zusätzlich zur oralen Kontrazeption unbedingt nicht hormonelle Methoden in der Zeit der Anwendung sowie bis zu 7 bis 14 Tagen danach zu empfehlen.
    Geändert von Dr. Juliane Kresser (29.04.2012 um 12:20 Uhr)

  7. #7
    Premium-User Avatar von Michael Desing
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    In UK hat sich in dieser Frage im Februar 2011 eine Änderung ergeben: ( Guidance "Drug interaction with hormonal contraception" from the Faculty of Sexual and Reproductive Healthcare - Royal College of Obstetricians and Gynaecologists ) - nun auch im British National Formulary -BNF 63, March 2012 p. 517 : Keine klinisch relevante Interaktion mit Antibiotika , es sei denn, das Antibiotikum ist ein Leber-Enzyminduktor, gilt für Kombi-Pille, Verhütungspflaster, Verhütungsring. Etwas später Nachtrag, sorry.

  8. #8
    Premium-User Avatar von dude
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    "Keine klinisch relevante Interaktion mit Antibiotika , es sei denn, das Antibiotikum ist ein Leber-Enzyminduktor, gilt für Kombi-Pille, Verhütungspflaster, Verhütungsring. Etwas später Nachtrag, sorry. "

    gildet dies auch für monopräparate?

  9. #9
    Premium-User Avatar von Michael Desing
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    BNF 63, March 2012: Progesteron-only preparations: keine Interaktion mit Antibiotika, außer Enzyminduktoren ( p.521 ), gilt auch für parenterale ( p.523 ), allerdings werden Norethisteron- und Medroxyprogesteronacetat auch nicht durch Enzyminduktoren beeinflußt - soweit das BNF

    Details im BNF....Ist die britische Ansicht...wie die FDA und die EMA in dieser Frage stehen, könnte man ja nachforschen...

  10. #10
    Premium-User Avatar von dude
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    was heißt BNF?

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