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Thema: Eisen zur Injektion ist dreiwertig??

  1. #1
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    Eisen zur Injektion ist dreiwertig??

    Guten Morgen Herr Pfaffendorf,
    gerade gestern habe ich in der Apotheke mal wieder Ferinject abgegeben. Dabei ist mir aufgefallen, dass das 3-wertiges Eisen enthält.

    Bei der oralen Gabe ist ja ein Zusatz von VitC z.B. in Form eines Glases O-Saft wichtig, damit das zweiwertige Eisen nicht oxidiert wird, was dazu führen würde, dass der Körper es nicht mehr aufnehmen kann.
    Aber gespritzt wird dann doch 3-wertiges Eisen. Warum 3-wertig? Bildet der Körper aus dem 2-wertigen oral aufgenommenen auch 3-wertiges?

    Christine Mann
    PiP

  2. #2
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Mann,
    zu Ihrer Frage ist folgendes zu sagen:
    Die enterale Resorption von Eisen in die Darmepithelzellen erfolgt entweder in Häm-gebundener Form direkt, oder, wenn das Eisen in gelöster Form vorliegt, durch den Transporter für zweiwertige Metallionen (DMT-1). Wie der Name schon sagt, ist hierfür die zweiwertige Form des Eisens notwendig. Die Reduktion erfolgt wenn nötig z.B. über Nahrungsbestandteile (z.B. Vitamin C) oder über ein spezielles Enzym an der luminalen Membran der Epithelzellen, der sog. Ferrireduktase. In der Epithelzelle wird das Eisen entweder an Ferritin gebunden und so gespeichert oder über das Ferroportin an der basolateralen Seite der Zelle in den Extrazellularraum abgegeben. Nun sorgt das Hephästin zusammen mit Sauererstoff für die Überführung in dreiwertiges Eisen. Nur als solches kann es nämlich an das Transferrin, dem Eisentransporter, binden.
    Wenn nun eine parenterale Gabe von Eisen notwendig ist, muss es in dreiwertiger Form gegeben werden um an das Transferrin binden zu können.

  3. #3
    Premium-User
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    Vielen Dank schon mal, Dr. Pfaffendorf, für diese schnelle und ausführliche Anwort. Das war bereits sehr informativ!!

    Nun habe ich noch eine Frage zu den Nebenwirkungen von oral eingenommem, nicht-hämgebundenem zweiwertigem Eisen. Eine bekannte Nebenwirkung ist die Graufärbung des Stuhls. Kommt diese nur durch dreiwertiges, nicht aufgenommenes Eisen oder kommt diese Verfärbung auch durch zweiwertiges, nicht aufgenommenes Eisen?

    Da mehr Eisen durch die VitC Gabe aufgenommen werden kann, kann man also sicher auch sagen, dass die Gabe von VitC die Nebenwirunkungen verringert oder?

    Und wie entstehen die Magenschmerzen? "Reizt" Eisen die Magenschleimhaut?
    Und dritte Frage, wieso wird der Stuhl fester?

    Fragen über Fragen und schon einmal im voraus herzlichen Dank für die Mühe!

    Christine Mann
    PiP

  4. #4
    Dozent Ravati Seminare Avatar von Prof. Dr. Martin Pfaffendorf
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    Sehr verehrte Frau Mann,
    zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass der Eisenstoffwechsel vom Körper nur über die Regulation der Aufnahme gesteuert werden kann, die Eisenaufnahme also im Wesentlichen bedarfsgesteuert ist. Die Resorptionsquote von Eisen aus der Nahrung beträgt gemittelt nur 10% des in der Nahrung enthaltenen Eisens und ist stark abhängig von gleichzeitig aufgenommenen komplexierenden Nahrungsbestandteilen. Bei der Einnahme von ausschließlich dreiwertigem Eisen kann die Resorptionsquote durch Vitamin C Gabe erhöht werden, wird aber die 10% nicht wesentlich übersteigen. D.h. das aufgenommene Eisen wird, unabhängig von seiner Oxidationsstufe, nicht quantitativ resorbiert und führt zu den bekannten Nebenwirkungen wie den verfärbten, festen Stuhl und Schleimhautreizungen. Der Mechanismus der Stuhlverfestigung und der Schleimhautreizung ist wahrscheinlich in den eiweißdenaturierenden (gerbenden) Eigenschaften von Eisensalzen zu suchen.

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