Ergebnis 1 bis 4 von 4

Thema: betriebliche Altersvorsorge

  1. #1
    Premium-User
    Registriert seit
    09.02.2011
    Beiträge
    18

    betriebliche Altersvorsorge

    Hallo Herr Keßler,
    was halten Sie von der betrieblichen Altersvorsorge? Man sagt immer, die sei gut, wie ist Ihre Meinung dazu?

    Ist das ganze auch sicher?

    Und letzte Frage: Es heißt, man solle noch 2011 abschließen, da die Konditionen dann noch besser seien. Wann ist Stichtag? Gilt das bis 31.12.2011?

    Mit freundlichen kollegialen Grüßen
    J. Lütsch

  2. #2
    Kompetenz-Manager Avatar von Thomas Keßler
    Registriert seit
    23.08.2011
    Beiträge
    5
    Sehr geehrter Herr Lütsch,

    vielen Dank für diesen ebenso interessanten wie wichtigen Themenbereich.

    In der Tat ist die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland ein wichtiger Bestandteil zur finanziellen Unterstützung des Ruhestands und zur Schließung der Rentenlücke – und das sogar staatlich gefördert. Für Apotheker gibt es inzwischen sogar einen separaten Tarifvertrag (er gilt bundesweit bis auf Nordrhein und Sachsen), der vorsieht, dass Angestellte von Apotheken Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge haben.

    Die Besparung, die bereits mit geringen Beiträgen möglich ist, erfolgt bei Angestellten im Rahmen einer steuer- und sozialabgabenfreien Umwandlung eines Betrages aus dem Bruttogehalt. Je nach persönlicher Situation liegt der Nettoaufwand für einen monatlichen Beitrag von 50 Euro bei rund 30-35 Euro (hierin sind eventuelle Zulagen des Arbeitgebers nicht berücksichtigt). Darüber hinaus profitiert der Angestellte in der Regel von tariflichen Zulagen und Gruppenkonditionen.

    Der Arbeitgeber hat zudem ebenfalls finanzielle Vorteile, die sich aus der Sozialabgabenfreiheit der Beiträge ergeben. Diese können dem Vertrag zugeschlagen werden, was den Vertrag für den Arbeitnehmer zusätzlich interessant macht. Darüber hinausgehende - in gewissen Grenzen ebenfalls steuer- und sozialabgabenfreie Dotierungen - können die Bindung der Arbeitnehmer an den Arbeitgeber zusätzlich erhöhen.

    Ist das Ganze sicher? Das spricht vermutlich den Aspekt an, was passiert, wenn das gewählte Versicherungsunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

    Lassen Sie mich an dieser Stelle zunächst anmerken, dass es verschiedene Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge gibt, nämlich die Pensionskasse, die Direktversicherung und die Unterstützungskasse. Im oben erwähnten Tarifvertrag für Apotheker ist der festgelegte Durchführungsweg die Direktversicherung. Diese sogenannte Apothekenrente wird durch ein Konsortium von derzeit drei Versicherern dargestellt.

    Aber egal, um welchen Durchführungsweg es sich handelt: Die durch die Beiträge geschaffenen Rücklagen werden in der Regel in eigene, speziell geschützte Gesellschaften ausgegliedert und unterliegen einer Vielzahl von gesetzlichen Regularien und Sicherungsvorschriften. Auf dieser Basis ist von einem hohen Maß an Sicherheit auszugehen.

    Daneben gibt es noch weitere Fragen - entweder aus Arbeitgeber- oder Arbeitnehmersicht -, die sich auf das Thema Sicherheit beziehen können. So zum Beispiel die Frage, was bei einem Arbeitgeberwechsel passiert, was bei Arbeitslosigkeit - und vieles mehr. Diese und andere Fragen sollten in einem persönlichen Beratungsgespräch erörtert werden.

    Zu Ihrer letzten Frage, ob die Konditionen besser seien, wenn ein Abschluss noch in 2011 erfolgt, ein klares Ja. Dies hat zwei wesentliche Gründe:

    Zum einen wird durch den Beschluss des Bundesfinanzministeriums der Garantiezins ab 2012 auf 1,75% p.a. gesenkt. Sofern der Antrag noch 2011 vom Versicherer policiert bzw. angenommen wird, findet noch der derzeit höhere Garantiezins von 2,25% p.a. Verwendung - und zwar für die gesamte Laufzeit. Mit Blick auf die vorab zu führenden Gespräche empfiehlt es sich, das Thema also zeitnah anzugehen.

    Zum anderen wird jeder Versicherte rein versicherungsmathematisch mit dem 01.01. eines neuen Jahres grundsätzlich ein Jahr älter. Hierdurch ändert sich die Kalkulation des Versicherungsbeitrages.

    Bei weiteren Fragen oder der Suche nach einem konkreten Ansprechpartner, helfe ich Ihnen gerne weiter.

    Herzliche Grüße
    Thomas Keßler
    Ihr Experte im Forum Rund um Finanzen
    Rechtlicher Hinweis: Die hier eingestellten Kommentare geben die persönliche Meinung des Beitragstellers wieder und haben keinerlei rechtsempfehlenden oder rechtsbindenen Charakter.

  3. #3
    Premium-User
    Registriert seit
    04.02.2011
    Beiträge
    63
    Ich hab da auch eine Frage, Herr Keßler,

    in der DAZ Nr.42 ist ein Leserbrief von einer Frau Annette Dunin v. Przychowski. Die Dame schreibt
    Bitte denken Sie vor Abschluss einer Direktvesicherung laut Tarifvertrag über die Direktversicherung für und mit Ihren approbierten Mitarbeitern genauer nach. Bieten Sie Ihren approbierten Mitarbeitern ggf. Alternativen an [...] Bitte unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter mehr als nur den Pflichtbeitrag bei der Apothekerversorgung einzuzahlen, da in vielen Fällen mehr Rente entsteht als bei einer jetzt erst neu abzuschließenden Direktversicherung, Garantieverzinsung nur 2,25% bei Abschluss in 2011
    Bin jetzt etwas verwirrt. Bin noch unter 30 also trifft der Ausspruch "jetzt erst" natürlich auf mich nicht zu, es ist noch alles offen oder?
    Aber was lohnt sich denn nun wirklich mehr?

    Bin gespannt auf Ihre Einschätzung.
    Chrissi
    PiP

  4. #4
    Kompetenz-Manager Avatar von Thomas Keßler
    Registriert seit
    23.08.2011
    Beiträge
    5
    Sehr geehrte Frau Mann,

    mit dem Thema „Direktversicherung im Vergleich zum berufsständischen Versorgungswerk“ haben Sie ein spannendes Feld angesprochen.

    Hierzu möchte ich zunächst kurz auf das Altersvorsorgesystem in Deutschland eingehen:
    Dieses verfügt über die drei Schichten Basisversorgung, Zusatzversorgung und die private Vorsorge. Alle drei Schichten unterliegen sowohl in der Ansparphase als auch in der späteren Leistungsphase unterschiedlichen rechtlichen und steuerlichen Regelungen – so z. B. auch mit Blick auf die Förderung durch den Staat oder sogar durch den Arbeitgeber.
    Hinzu kommen Rahmenbedingungen wie die Möglichkeit eines Kapitalwahlrechts, der Umfang der Hinterbliebenenabsicherung (während der Anspar- und der Leistungsphase) und andere Aspekte.

    Die in Ihrem Zitat angesprochene Apothekerversorgung gehört als berufsständisches Versorgungswerk in die erste Schicht der Basisversorgung. Einige Merkmale in Kurzform:
    - In der Beitragszahlungphase wird der steuerfreie Anteil sukzessive angehoben
    - In der Auszahlphase erfolgt eine steigende Besteuerung der Rentenleistungen
    - Die Hinterbliebenenvorsorge ist auf Ehegatten und Kinder beschränkt
    - Reine Verrentung in der Auszahlphase, kein Kapitalwahlrecht

    Die Direktversicherung, also auch die in den Tarifverträgen manifestierte Apothekenrente (bis auf Nordrhein und Sachsen, siehe mein Beitrag vom 18.10.2011), ist ein Instrument der Zusatzversorgung (Schicht 2). Deren Merkmale sind unter anderem:
    - Beiträge können sofort zu 100% steuerlich geltend gemacht werden
    - Beiträge sind bis zu 4% der Beitragsbemessungsgrenze vollständig sozialversicherungsfrei
    - In der Auszahlphase sind die Leistungen* in voller Höhe steuerpflichtig (*die Auszahlung kann als Rente oder als einmalige Kapitalzahlung erfolgen)

    Bei der vorerwähnten Apothekenrente erhalten Angestellte zudem einen monatlichen Arbeitgeberbeitrag von bis zu Euro 27,50. Zusätzlich werden vom Arbeitgeber 20% des vom Angestellten umgewandelten Beitrages hinzugezahlt.

    Wie Sie sehen, unterscheidet sich die Apothekerversorgung in ihren Eigenschaften in vielen Punkten von der Direktversicherung/Apothekenrente.

    Welches Instrument für Sie persönlich zur Altersvorsorge am besten geeignet ist bzw. wie man die verschiedenen Schichten/Instrumente am besten miteinander kombiniert, ist pauschal daher leider nicht zu beantworten.

    Meine Empfehlung vor diesem Hintergrund: Lassen Sie sich individuell und kompetent beraten. Denn bei der Entscheidung für ein Altersvorsorgeinstrument sollte es speziell um Ihre Situation und Ihre Wünsche gehen. Wenn Sie jemanden für eine solche Beratung suchen bzw. noch nicht gefunden haben, schicken Sie mir einfach eine kurze Nachricht – ich stelle gern einen Kontakt in Ihrer Nähe her.

    Herzliche Grüße
    Thomas Keßler
    Ihr Experte im Forum Rund um Finanzen
    Rechtlicher Hinweis: Die hier eingestellten Kommentare geben die persönliche Meinung des Beitragstellers wieder und haben keinerlei rechtsempfehlenden oder rechtsbindenen Charakter.

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •