Es geht nicht darum, das Gefäß mit Gewalt zu zerstören, sondern nach entsprechender Durchfeuchtung der verkrusteten Dichtung des Verschlusses - bis sich der Verschluß ohne deutlichen Kraftaufwand öffnen läßt - das Gefäß zu öffnen. Häufig ist zu diesem Zeitpunkt schon so viel Wasser/Feuchtigkeit eingedrungen, dass die Pikrinsäure ausreichend phlegmatisiert ist.
Soweit diese Methode auch nach längerer Einwirkzeit nicht zum Erfolg führt, kann man unter Wasser mit einen manuellen Handbohrer versuchen, den Stopfen (soweit aus Kunststoff) vorsichtig zu durchbohren.
Schlägt auch dieses fehl, ist eine Entsorgung durch einen zugelassenen Entsorger durchzuführen.
Das Gefäß bei Regen aus dem Fenster werfen ist juristisch gehen eine ganz schlechte Idee, da dort gegen eine Vielzahl von Regelungen verstoßen wird.
Noch einmal zum Verständnis: Pikrinsäure ist eine selbstzersetzliche Substanz, für deren Explosion es beachtlicher Maßnahmen bedarf. Die Reibempfindlichkeit ist gering. Mit dem genormten Verfahren zur Reibempfindlichkeit von Explosivstoffen kann man Pikrinsäure nicht zur Explosion bringen. Die Stoßempfindlichkeit ist ebenfalls recht gering. Selbst bei der Verwendung von Initialzündern explodiert Pikrinsäure nicht immer.
Wenn Pikrinsäure explodiert, entspricht die Wirkung ca. der 1,3 - 1,5 fachen Menge an konventionellen Dynamit.
Das o.g. Verfahren ist also sicherlich kein "Kamikaze", sondern ein praktikables Verfahren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Detlev Bregulla
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