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Thema: Pikrinsäure

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Detlev Bregulla
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    Es geht nicht darum, das Gefäß mit Gewalt zu zerstören, sondern nach entsprechender Durchfeuchtung der verkrusteten Dichtung des Verschlusses - bis sich der Verschluß ohne deutlichen Kraftaufwand öffnen läßt - das Gefäß zu öffnen. Häufig ist zu diesem Zeitpunkt schon so viel Wasser/Feuchtigkeit eingedrungen, dass die Pikrinsäure ausreichend phlegmatisiert ist.

    Soweit diese Methode auch nach längerer Einwirkzeit nicht zum Erfolg führt, kann man unter Wasser mit einen manuellen Handbohrer versuchen, den Stopfen (soweit aus Kunststoff) vorsichtig zu durchbohren.

    Schlägt auch dieses fehl, ist eine Entsorgung durch einen zugelassenen Entsorger durchzuführen.

    Das Gefäß bei Regen aus dem Fenster werfen ist juristisch gehen eine ganz schlechte Idee, da dort gegen eine Vielzahl von Regelungen verstoßen wird.

    Noch einmal zum Verständnis: Pikrinsäure ist eine selbstzersetzliche Substanz, für deren Explosion es beachtlicher Maßnahmen bedarf. Die Reibempfindlichkeit ist gering. Mit dem genormten Verfahren zur Reibempfindlichkeit von Explosivstoffen kann man Pikrinsäure nicht zur Explosion bringen. Die Stoßempfindlichkeit ist ebenfalls recht gering. Selbst bei der Verwendung von Initialzündern explodiert Pikrinsäure nicht immer.

    Wenn Pikrinsäure explodiert, entspricht die Wirkung ca. der 1,3 - 1,5 fachen Menge an konventionellen Dynamit.

    Das o.g. Verfahren ist also sicherlich kein "Kamikaze", sondern ein praktikables Verfahren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Detlev Bregulla
    Dr. Detlev Bregulla, Diplom-Chemiker: Ihre Experte im Forum Gefahrstoffe in der Apotheke
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  2. #2
    Premium-User Avatar von Alina Schmidt
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    Hallo Dr. Bregulla.

    Nochmals vielen Dank für ihre Antwort.
    Wir werden es mal mit der "vorsichtigen" Tauchmethode versuchen.

    Schönes Wochenende
    Alina Schmidt

  3. #3
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    Hallo Herr Dr. Bregulla,

    gelten die Aussagen zum Phlegmatisieren und Entsorgen in gleicher Weise auch für Dinitrophenylhydrazin?
    Oder ist hier etwas besonderes zu beachten?

    Beste Grüße,
    D. Lüdeling

  4. #4
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    Hallo Herr Dr. Bregulla, ich habe leider nochmal eine Nachfrage.

    Welche Gefäße in der Apotheke würden denn als "zweites bruchsicheres Gefäß" durchgehen? Der kleine Säurebehälter? Der komplette Abzug? Das Styropor, in dem das Gefäß steht? Meine Google-Versuche dazu sind leider gescheitert... Und diese Ausführungen gelten jetzt nur für nicht eingetrocknete Pikrinsäure, richtig?

    Danke
    Isoprop

  5. #5
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Detlev Bregulla
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    Mit Gefäßen meine ich normale Kunststoff-Chemikalienbehälter, wie sie auch in Apotheken verwendet werden. Diese sind Bauartgeprüft (zu erkennen an der Prüfnummer der Bundesanstalt für Materialprüfung BAM) und für den Transport auf Straßen zugelassen. Auch leere und gereinigte Chemikaliengefäße (z.B. von Lieferanten mit Prüfnummer), in die die Pikrinsäureflasche hineinpasst sind also geeignet.

    Die o.g. Ausführungen beziehen sich auf alle Pikrinsäuren, bei denen der Wasseranteil nicht sicher quantifiziert werden kann.

    Also: Gefäß geeigneter Größe und passender Einfüllöffnung besorgen. Boden so mit Füllmaterial auffüllen, dass man die Pikrinsäureflasche standsicher hineinstellen kann, restliche Hohlräume mit Füllmaterial füllen, verschließen, Behälter mit Außenaufkleber (UN 0475, Explosiver Stoff, NAG, (enthält Pikrinsäure, unzureichend mit Wasser angefeuchtet, Bruttogewicht XXX) sowie Gefahrgutsymbol Klasse 1.4 (mindestens 10x10cm) versehen und dann (endlich) ab zum Entsorger.

    Mit freundlichem Grüßen

    Dr. Detlev Bregulla
    Dr. Detlev Bregulla, Diplom-Chemiker: Ihre Experte im Forum Gefahrstoffe in der Apotheke
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  6. #6
    Premium-User
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    Was auch klappen soll ist: Kanüle mit Kraft (nicht mit Schwung) durch den Deckel stechen und Wasser einspritzen.
    Wenn die Pikrinsäure feucht ist (und das ist ja wie o.A. schon ab 10% der Fall), ist die Gefahr gebannt.

    Explodieren werden die Gefäße bei zwei Gelegenheiten: Sturz oder Reibung beim Öffnen der Schraubdeckel. Das kann man mit der Kanüle umgehen.
    Bohren erzeugt mehr Reibung.

    Am Besten beim Herumdoktern fallen lassen, dann isses eh rum. :P


    Und sonst vor dem Hantieren - egal wie unwahrscheinlich - Kittel, Brille, Handschuhe an und Fenster auf! (Druckausgleich)

    gruß

  7. #7
    Moderatorin Avatar von Maike Noah
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    Hallo Herr Al-Hinn,
    Zitat Zitat von Daniel Al-Hinn Beitrag anzeigen
    und Fenster auf! (Druckausgleich)
    super Tipp! Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen, klingt aber logisch!

    Beste Grüße
    Maike Noah
    Maike Noah, Apothekerin

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  8. #8
    Premium-User Avatar von pharmi87
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    Hallo Herr Dr. Bregulla,
    kann ich Ihren Ausführungen entnehmen, dass ich das Gefäß ohne Bedenken aus dem Schrank nehmen kann und schließlich in ein Gefäß mit Wasser tauchen kann? Bei uns in der Apotheke weigern sich nämlich ausnahmslos alle das Gefäß auch nur anzufassen, weil eben die Angst besteht das Gefäß könnte explodieren.

    Grüße, Pharmi87

  9. #9
    Kompetenz-Manager Avatar von Dr. Detlev Bregulla
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    Die Wahrscheinlichkeit, dass die (wie oben ausgeführt) ziemlich unempfindliche Pikrinsäure durch einfachen sachtes Bewegen des Gefäßes reagiert, tendiert gegen Null.

    Mit bestem Gruß

    Dr. Detlev Bregulla
    Dr. Detlev Bregulla, Diplom-Chemiker: Ihre Experte im Forum Gefahrstoffe in der Apotheke
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  10. #10
    Premium-User
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    Haha, da hat jemand noch mehr Schiss als wir!! :-D

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